56. Die Stadtmaus und die Feldmaus.
Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus; die
tat ihr gütlich mit Eicheln, Gerste, Nüssen und womit sie konnte. Aber
die Stadtmans sprach: „Du bist eine arme Maus, was nullst du hier in
Armut leben? Komm mit mir! Ich will dir und mir genug schaffen von
allerlei köstlicher Speise." Die Feldmaus zog mit ihr hin in ein herr¬
liches, schönes Haus, darin die Stadtmans wohnte, und sie gingen in
die Speisekammer. Da war vollauf von Brot, Fleisch, Speck, Würsten,
Käse und anderm. Da sprach die Stadtmans: „Nun iß und sei guter
Dinge! Solcher Speise habe ich täglich überflüssig." Indessen kommt
der Kellner und rumpelt mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse
erschraken und liefen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch; aber die
Feldmans wußte nirgends hin, lief die Wand auf und ab und hatte sich
ihres Lebens begeben.
Da der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmans: „Es hat
nun keine Not, laß uns guter Dinge sein!" Die Feldmaus antwortete:
„Du hast gut sagen, du wußtest dein Loch fein zu treffen; dieweil bin ich
schier vor Angst gestorben. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist:
Bleibe du eine reiche Stadtmans und friß Würste und Speck; ich will ein
armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen
Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor so vielen Mäuse¬
fallen, und dir ist das ganze Haus feind. Von dem allen bin ich frei
und sicher in meinem armen Feldlöchlein." Dr. Martin isßp.)
5. Das Kind
57. Wenn ich
1. „Was treibst du doch für Faxen,
du wirst ganz naß, mein Kind!" —
„Lieb Mütterlein, ich will wachsen,
will wachsen in Regen und Wind.
2. Und wuchs ich in Wind und Regen,
und bin ich stark und groß,
so sollst du die Hände legen
ganz still in deinen Schoß.
und Scherz.
erst groß bin.
3. Ich schaff' in Küch' und Keller,
und alles ist mir kund;
es klirren Schüsseln linb Teller,
es klingelt der Schlüsselbund.
4. So will ich dir beschicken
das ganze Haus allein,
will waschen, kochen und flicken.
Das soll eine Lust mir sein!"
Tiilius Zturm.