Full text: (Für die sechste Klasse) (Abteilung A, [Schülerband])

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ein endloser Ozean mit der rötlich schillernden Atmosphäre des 
glühenden Flugsandes, mit dem wellenartigen Wechsel stets 
treibender Dünen, in denen der Wandrer sich verirrt, das Ka¬ 
mel untersinkt. 
»Noch öder und furchtbarer ist die wüste Küste. Steigt 
man born Grenzgebirge nieder in die tiefe Landschaft, so hat 
man im Süden das Meer, im Osten, Westen und Norden 
mächtige Gebirge, in der Tiefe einen Fluß als das letzte strö¬ 
mende Wasser dieser Gegend. Getreidefelder breiten sich am 
Fuße der Berge aus, Dörfer und Flecken liegen über die Ebene 
zerstreut, und nach Norden führen düstere Zickzackwege in die 
Bergwüste von Kelat, nach Westen ziehen Bergzüge bis aus 
Meer, an deren Westseite die Schrecken der furchtbarsten Einöde 
beginnen. Denn die flachsandige, glühendheiße Wüste ist ohne 
Gras und Strauch, durchfurcht von den Sandbetten ausgetrock¬ 
neter Ströme, und die Fischerhütten, die in meilenweiter Ent¬ 
fernung einzeln am Strande zerstreut liegen, sind aus Fisch¬ 
gräten und Seetang erbaut, werden von einsamen Palmen¬ 
gruppen beschattet und von kümmerlich lebenden Menschen be¬ 
wohnt. Eine Tagereise landeinwärts streichen nackte Klippenzüge 
durchs Land, von Gießbächen durchrissen, die in der Regenzeit 
plötzlich anschwellen, reißend und brausend zur Küste stürzen 
uud dort tiefe Mündungsbetten auswühlen, während sie sonst 
das Jahr über trocken liegen, überwuchert vom Genist der 
Mimosen und Tamarisken und bewohnt von Wölfen, Schakals 
und Mückenschwärmen. 
„Hinter diesen Klippenzügen dehnt sich mehrere Tagereisen 
breit die Wüste von Gedrosien aus, welche von wenigen wan¬ 
dernden Nomadenfamilien durchzogen wird, dem Fremdlinge aber 
Qual und Leiden aller Art bringt. Denn die kleinsten Leiden 
sind Einöde, Dürre und Wassermangel, so peinigend dieselben 
auch an sich sind, viel qualvoller wirkt die stechende Sonne,
	        
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