Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Vater. Hört nur noch ein Weilchen zu; vielleicht werdet ihr 
dem Mädchen wieder gut. 
Lida. Nein, Vater, gewiß nicht. So ein böses Mädchen, das 
seine Schwester nicht einmal ins Haus aufnimmt, wie grausam muß 
das gegen andere arme Leute sein! Das giebt gewiß keinem ein 
Stückchen Brot. 
Vater. Nein, das thut es auch nicht; es giebt keinem Menschen 
etwas, nicht einen Heller. 
Emil. Und du willst, wir sollen diesem Mädchen gut sein? 
Vater, es ist ja schlimmer als ein Tiger. 
Vater. Nun, so arg ist's nicht. Zwar steigt es den Landleuten 
ln die Gärten und geht auf die Felder und maust da, was ihm ge¬ 
fällt — 
Laura. Es maust auch? Das hat ja alle Laster! Dem kann 
^uan unmöglich gut fein! 
Anton. Da geht es gewiß des Nachts aus und trägt das ge¬ 
stohlene Gut nach Hause; denn am Tage wird es sich doch vor den 
Leuten schämen. 
Vater. Schämen? Es weiß gar nicht einmal, wie es das 
Zachen soll; das fällt ihm nicht ein. Es geht vielmehr am hellen, 
Achten Tage aus und bestiehlt die Felder und Gärten; ja, es ist fo 
unverschämt, sich hineinzufchleichen und zu mausen, während die Leute 
zugegen sind. 
Emil. Das ist doch zu arg! Wird es denn nicht ertappt bei 
seinen Diebereien? 
Vater. O ja, zuweilen; doch sehr oft entwischt es. 
Lida. Da muß es recht geschwind laufen können. 
Vater. Ach nein, das kann es nicht; es geht sehr langsam, 
denn sein Fußwerk ist nicht gut beschaffen. Es schleicht sich gewöhn- 
tttf) so still um die Leute herum, daß es nicht bemerkt wird. Und 
ll>eil es sich so leise fortbewegt und eben nicht groß ist, so gelingt es 
timt oft, zu entwischen. 
Laura. Aber wenn man es ertappt, Vater, wie geht's ihm da? 
Vater. Gewöhnlich sehr schlimm. Man wirft es in einen 
traben oder ein Loch und überläßt es seinem Schicksale. 
Emil. Da vergeht ihm gewiß das Stehlen. 
Vater. Nein, da irrst du dich; es hat sich das Stehlen so an- 
öewöhut, daß es nicht davon lassen kann. Es hilft kein anderes 
Mittel, um sich von ihm zu befreien, als daß man es tötet. 
Lida. Da lobe ich mir die arme Schwester; die ist gewiß besser.
	        
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