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Frühling.
Schwalbe habe ich, ein allerliebstes Tierchen. Nachbars Christel hat
sie mir geschenkt, er hat sie in seinem Saale gefangen.
Mutter. Ach so, und da hat er dir das Vögelchen gegeben, daß
du es besehen und dann wieder fortfliegen lassen sollst?
Emma. Nein, Mutter, nicht fortfliegen lassen; ich will es be¬
halten. Ich habe einen Käfig auf dem Boden, dahinein will ich das
Vögelchen setzen und will ihm Brot und Semmel geben.
Mutter. Die wird es schwerlich fressen. Diese Vögelchen fangen
sich Fliegen und Mücken und andere kleine Tierchen. Und wenn du
ihm die auch geben wolltest, so wird es sie doch nicht fressen wollen.
Es wird traurig sein, weil es eingesperrt ist. Und nun denke einmal
nach, liebe Emma, vielleicht hat das Vöglein seine Kinder im Neste,
und nun kann es ihnen kein Futter bringen. Wie werden die auf die
Mutter warten! Sie müssen wohl gar verhungern.
Emma. Ach, Mutter, das hatte ich nicht bedacht. Nein, die
armen Kleinen sollen nicht verhungern. Ich will gleich das Fenster
aufmachen und dem Tierchen die Freiheit geben. Da flieg, liebes
Vöglein, und suche Futter für deine Kinderchen!
Mutter. So war's recht, liebe Emma. Ich will dir nun etwas
zeigen, was dir gewiß mehr Freude machen wird, als du an dem ge¬
fangenen Vögelchen hättest haben können. An des Nachbars Hause
drüben ist ein Schwalbennest mit fünf Jungen. Stelle dich zuweilen
hier an das Fenster und sieh zu, wie die Alten den Jungen das Futter
zutragen! Alle strecken die schwarzen Köpfchen heraus und sperren die
kleinen Schnäbelchen auf, wenn die Eltern kommen und jedem von ihnen
eine Fliege oder Wespe bringen oder was sie sonst gefunden haben.
Emma. Das möchte ich sehen, liebe Mutter! Aber, nicht wahr,
wenn die Tierchen keine Jungen haben, so darf man sie doch fangen?
Es geschieht ihnen ja nichts zuleide, und sie bekommen ihr gutes Futter.
Mutter. Mein Kind, wenn dich jemand in ein Haus einsperren
und dir auch alle Tage Torte und Kuchen und Gebackenes geben wollte,
du dürftest aber nicht hinaus, du solltest deinen Garten nicht mehr
sehen, keinen kleinen Spielgefährten haben, keinen Menschen sprechen, du
könntest nirgends hin — würde dir das gefallen?
Emma. O Mutter, da würde ich sehr traurig sein, und den
armen Tierchen wird gewiß ebenso zu Mute sein, wenn sie eingesperrt
werden. Nein, liebe Mutter, niemals will ich ein Tier einsperren.
_ I. A. Löhr.
73. Rätsel.
1. Sag'mir, wenn du's schon gesehn, 2. Nun sag'mir einer, der's versteht.
Wo die Gäns im Wasser gehn! Wieweit die Ent' ins Wasser geht!