werden, wenn inan erst einmal Feuer bekommen und Blut gesehen
hat. Aber ^ wird nicht von Hause aus der Elan und das Feuer
dahinter sein wie in einem Kriege, wenn wir angegriffen werden.
Dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum Bodensee
s wie eine Pulvermine ausbrennen und von Gewehren starren, und
es wird kein Feind wagen, mit diesem furor teutonicus, der sich
beim Angriff entwickelt, es aufzunehmen. Diese Überlegenheit dürfen
wir uns nicht entgehen lassen, selbst wenn wir, was viele Militärs,
nicht nur die unsrigen, annehmen, jetzt unseren künftigen Gegnern
10 überlegen sind. Die unsrigen glauben das alle: natürlich, jeder
Soldat glaubt das; er würde beinahe aufhören ein brauchbarer Soldat
zu sein, wenn er nicht den Krieg wünschte und an seinen Sieg darin
glaubte. Wenn unsere Gegner etwa vermuten, daß es die Furcht
vor dem Ausgange ist, die uns friedfertig stimmt, dann irren sie sich
15 ganz gewaltig. Wir glauben ebenso fest an unseren Sieg in gerechter
Sache, wie irgend ein ausländischer Leutnant in seiner Garnison
beim dritten Glase Champagner glauben kann, und wir vielleicht
mit mehr Sicherheit. Also es ist nicht die Furcht, die uns friedfertig
stimmt, sondern gerade das Bewußtsein unserer Stärke, das Bewußt-
2o sein, auch dann, wenn wir in einem minder günstigen Augenblicke
angegriffen werden, stark genug zu sein zur Abwehr und doch die
Möglichkeit zu haben, der göttlichen Vorsehung es zu überlassen, ob
sie nicht in der Zwischenzeit doch noch die Notwendigkeit eines Krieges
aus dem Wege räumen wird.
25 Ich bin also nicht für irgend welchen Angriffskrieg, und wenn
der Krieg nur durch unseren Angriff entstehen könnte — Feuer muß
von irgend jemand angelegt werden, wir werden es nicht anlegen —
nun, weder das Bewußtsein unserer Stärke, wie ich es eben schilderte,
noch das Vertrauen auf unsere Bündnisse wird uns abhalten, unsere
so bisherigen Bestrebungen, den Frieden überhaupt zu unterhalten, mit
dem bisherigen Eifer fortzusetzen. Wir lassen uns da durch keine
Bestimmung leiten und durch keine Abneigung bestimmen. Es ist
unzweifelhaft, daß die Drohungen und Beschimpfungen, die Heraus¬
forderungen, die an uns gerichtet worden sind, auch bei uns eine ganz
35 erhebliche und berechtigte Erbitterung erregt haben, und das ist beim
Deutschen recht schwer, denn er ist dem Nationalhaß an sich unzu¬
gänglicher als irgend eine andere Nation; wir sind aber bemüht,
sie zu besänftigen, und wir wollen nach wie vor den Frieden mit
unseren Nachbarn, namentlich aber mit Rußland suchen. Wenn ich
4o sage: namentlich mit Rußland, so bin ich der Meinung, daß Frankreich