sich selbst: „Gott sei's gedankt! Nun wird es mir nimmer an Arbeit
fehlen."
2.
Da er aber ein Jahr lang oder etwas darüber Holz gesägt und
gespalten hatte, sprach der Zuckersieder zu ihm: „Klaus, du hast einen
weiten Weg abends heim ltnb morgens wieder heraus. Gefällt's dir,
so magst du dort in mein Gartenhaus ziehen und mit Weib und Kindern
darin wohnen umsonst."
Und da Karsten ein Jahr lang oder darüber im Sommerhause ge.
wohnt hatte, trat sein Brotherr wiederum zu ihm und sprach: „Klans,
der Hausmeister hat lange Finger gemacht und hinter der Tür Abschied
gesagt. Willst du, so kannst du seinen Posten einnehmen."
Und abermals über ein Jahr ließ der alte Zuckersieder mitten durch
seinen großen Garten zwischen den Trockenböden und dem Sommerhaus-
lein eine hohe Mauer aufführen. Aber niemand getraute sich zu fragen:
„Warum tust du das?" Selbst sein eigner Bruder nicht. Und ob nun
gleich der Hausmeister Karsten fortan einen weiten Umweg machen
mußte, wenn er zu den Seinen im Gartenhause gelangen wollte, so
fragte er doch nicht, auch nicht mit einer Miene, wie oder warum?
Darüber starb der Zuckersieder, und in seinem Testament stand ge¬
schrieben : „Dem Klaus Karsten vermache ich die andre Halbscheid meines
Gartens jenseit der Mauer, nnb will ihn mein Bruder and> fernerhin
als Hausmeister behalten, so mag er eine Tür durch die Wand brechen
lassen; wo nicht, so zahlt er dem Manne dreitausend Mark und läßt
ihn ziehen. Sollte aber Klaus Karsten, was ich jedoch nicht erwarte,
fragen, warum er zu mir gekommen, so werde ihm zu wissen getan, wie
folgt: Zum Holzhacker wählte ich den Klaus, weil ich ihn beten sah.
Hätte damals sein Kamerad gebetet und er den Hut auf dem Kopse be¬
halten, würde ich ihn nicht gedungen haben, sondern seinen Vetter."
Karl Stöber.
4. Beispiel unsrer Voreltern,
Gottesfurcht unsrer Voreltern gab sich häufig in Sprache und
8mA Sitte zu erkennen. Wenn sie jemanden grüßten, so sagten sie:
„Gott grüße dich!" Fingen sie ein Werk an, so sprachen sie: „Mit
Gott!" Gedachten sie, in Zukunft etwas zu tun, so sagten sie: „Will's
Gott!" Nahmen sie Abschied von einem, so hieß es: „Behüt' euch
Gott!" Hatten sie etwas ausgerichtet, so war es nur „mit Gottes
Hilfe" geschehen. Hatten sie eine Wohltat empfangen, so hieß es:
„Vergelt's Gott!" Sie aßen und tranken nicht, ohne daß sie beteten:
„Komm, Herr Jesu, sei unser Gast!" Sie schliefen nicht ein ohne
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