Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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Die Verfolgung des geschlagenen Feindes übernahm Gneisenau, 
dem Blücher befohlen hatte, ..den letzten Hauch von Menfch und Pferd 
zur Verfolgung aufzubieten". Es durfte Napoleon keine Zeit gelassen 
werden, seine Truppen zu sammeln. In Genappe hatten sich diese hinter 
Kanonen und umgeworfenen Wagen verschanzt, aber wenige Kanonenschüsse 
reichten hin, um die Stadt zu nehmen. In Genappe weilte auch der 
Kaiser, der in seinem Wagen eine Stunde Ruhe genießen wollte. Bei der 
Erstürmung der Stadt kamen die Preußen hart an den Wagen Napoleons; 
dieser floh so eilig aus dem Wagen, daß er seinen Degen zurückließ und 
auch seinen Hut vom Kopfe verlor. Unter dem Schutze der Nacht entkam 
er auf einem Pferde. So ging es durch die mondhelle Nacht fort bis 
zum Anbruche des Tages. Gänzlich vernichtet, stürzten die Franzosen der 
eigenen Grenze zu. 
4 Napoleons Absetzung. Am Tage nach der Schlacht hatte Blücher 
einem seiner Freunde geschrieben: „Ich denke, die bonapartische Geschichte 
wird nun wohl zu Ende fem."1) Er hatte richtig vorhergesehen. Schneller 
noch und schmählicher als der erste war der zweite Sturz des Welt- 
eroberers. Nach der verlorenen Schlacht war er nach Paris geeilt, wo 
ihm aber die verlangten neuen Forderungen nicht bewilligt wurden. Bereits 
am 22. Juni entsagte er zu Blois der Krone zu Gunsten seines Sohnes. 
Er selbst suchte über Rochefort nach Amerika zu entkommen, wurde aber 
durch englische Kriegsschiffe daran gehindert, worauf er sich dem englischen 
Admiral Hotham gefangen gab. Nach einem Beschlüsse der Verbündeten 
ließen die Engländer ihn als Kriegsgefangenen mit einer kleinen Schar 
treu gebliebener Freunde nach St. Helena führen. Hier beschloß er am 
5. Mai 1821 sein tatenreiches Leben. 
5. Der zweite Pariser Friede. Ohne großen Widerstand zu finden, 
zogen die Truppen der Verbündeten unter Blücher und Wellington 
am 7. Juli zum zweitenmal in Paris ein, wohin sie auch den König 
Ludwig XVIII. zurückführten. Da man sich nicht zu beeilen brauchte, so 
2°^Zv.kam der zweite Friede von Paris erst am 20. November 1815 zum 
Abschluß. Er hätte die gerechteste Gelegenheit geboten, Elsaß und Lothringen 
zurückzufordern, aber das im Jahre 1814 Versäumte wurde auch diesmal 
wegen des Widerspruches von England und Rußland nicht nachgeholt. So 
wurde Frankreich nur eine Kriegsschatzung von 700 Millionen Franken 
auferlegt und eine zeitweilige Besatzung von 150000 Mann auf sieben 
Jahre bestimmt. Diese Besatzung wurde jedoch schon 1818 aufgehoben. 
x) Briefe Blüchers aus der Zeit der Freiheitskriege.
	        
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