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den blanken Taler wieder auf den Tisch legte. „Kerl," fuhr er ihn
an, „ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht requirieren!" Gelassen
antwortete der Bursche: „Das hab' ich halt auch nicht getan, Herr
Oberst; aber da war ein alter Herr im Gasthof, der hat mir die
Flasche gegeben und gesagt, er wäre der König von Preußen, und er
läßt Ihnen gute Genesung wünschen."
8. „Was?" ries der Oberst und sprang vom Stuhle auf; „vom
Könige von Preußen?" Bewegt stand er da und betrachtete gerührten
Herzens das Geschenk. Ehe er aber das erste Glas ehrfürchtig an die
Lippen brachte, rief er laut und aus voller Brust: „Es lebe König
Wilhelm!" Und als er das Glas wieder auf den Tisch stellte, setzte
er schmunzelnd hinzu: „Der Wein ist gut!"
Nach A. Wolter.
6. Der Herbst.
I. jfm F) erb st.
100. Der Oktober.
^*^ktober schüttelt das Laub vom Baum
und gibt es den IVinden zu eigen;
die führen es fort im weiten Raum,
weit fort von den trauernden Zweigen.
Die stehen jetzt da mit kahlem Haupt:
5. „IVer hat uns beraubt, wer hat uns entlaubt?
IVo sind die Blätter, die lieben,
geblieben?"
Doch die, vom wirbelnden IDinde getrieben,
haben längst vergessen,
wo sie gesessen.
R. Löwenstein.