Fischer.
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Aber eins, eh ich's wieder vergesse über all dem Staunens¬
werten: der Prophet hat zwar verboten, ein Bildnis des
Menschen, des Ebenbildes Allahs, zu machen; aber da du
doch das meinige einmal besitzest, von irgend einem Un¬
gläubigen gefertigt — ich begreife zwar nicht, wie er Zeit
und Gelegenheit dazu gefunden hat..." — „Sie malen
geschwind," fiel Zachur ein, „und sind zu allen bösen Künsten
schnell." — „Wahr, sehr wahr!" sprach der Kalif und strich
sich nachdenklich den Bart, „doch was ich sagen wollte: ich
möchte das Ding wohl einmal sehen!" — „Dein Wunsch
ist mir Befehl," erwiderte Zachur und kramte geschäftig im
Sacke. Aber eine Zeitlang vergeblich. „Nun," rief der Kalif,
die Stirne runzelnd, „reut dich dein Versprechen oder . . . ?"
— „Hier ist es, Herr!" sagte Zachur, und der Zorn des
Herrschers verschwand vor der Neugierde, mit welcher
er das kleine, mattglänzende Bild musterte. „Ich bin's und
bin's doch wieder nicht," sprach er kopfschüttelnd, „mein
Fes ist's und die Stickerei, aber wo sind die bräunlichen
Wangen, wo des Auges Glanz, wo die Farbe? Und das Ding
ist geborsten! ein Riß läuft quer durch und trennt die Füße
meines Rosses vom Rumpf. Du kannst also doch die Sachen
in deinem Sack nicht unbeschädigt erhalten, du findest sie
auch nicht immer gleich im Augenblick; gesteh, du hast auch
schon einige ganz verloren." — „Ich bin eines armen
Mannes Sohn", antwortete Zachur errötend, „aber zweierlei
habe ich schon als Knabe gelernt: die Waffen führen und
die Wahrheit sagen. Verzeih, o Herr, daß ich sie soeben
nnbedachtsam verletzte. Ja, ich hab das ein und andere ver¬
loren, und wenn ich mich vorhin berühmte, noch alles in
meinem Sacke zu haben, so habe ich mich einer Übertreibung
schuldig gemacht, wie's uns Menschen gewöhnlich beim Ge¬
brauche der beiden Wörtchen alles und nichts ergeht.
Ich hätte: das meiste sagen sollen. Doch war der Verlust
vielfach meine eigene Schuld. Zuweilen hab ich in der
Jugendhitze allzuschnell und eifrig eingepackt, da quoll,
während ich ein folgendes nachschob, das schlechtversorgte