Verkehrswesen.
26. Die Hauptwege des Verkehrs in Deutschland.
Die großen Grundlinien im Bau des deutschen Bodens sind zu—
gleich die Grund- und Hauptwege des Verkehrs, der die
großen Erhebungen umgeht und in die großen Vertiefungen seine Wege
legt, so naturgesetzlich wie das Wasser selbst. Zwar konnten in der
alten Zeit Moore und Flußgeflechte den Verkehr zwingen, dicht am
Rande der Höhenzüge Mitteldeutschlands hin oder selbst in die Vorberge
hineinzugehen; aber er hat in dem Gebirge damals schon alle die nie—
drigsten Einsenkungen aufgesucht und zuerst auf Saumwegen überschritten,
die er dann mit Straßen, endlich spät mit Eisenbahnen ausgestattet hat.
Die Vielgliedrigkeit des deutschen Bodens hat dabei die einzelnen Ge—
birgsglieder wie Inseln zu umgehen und zu umfahren gelehrt, und unser
Mittelgebirgsland hat in der Verkehrsgeschichte nie als ein großes zu—
sammenhängendes Hindernis der Bewegungen gewirkt. Es kann bei dem
ausgesprochenen Vorwalten der großen Richtungen des Gebirgsbaues
auf deutschem Boden nicht wunder nehmen, daß sie auch im Verkehr
hervortraten, um so mehr als große und kleine Flüsse denselben Richtun—
gen folgen. Unter ihren Wirkungen wird immer eine der ersten das
Vorwalten der Nordwestrichtung im Rhein-, Weser- und Elbelauf sein,
denn sie lenkt diese großen Sammelrinnen auf die Nordsee zu. Dieselbe
Richtung beherrscht auch den größten Teil des Oderlaufs, sodaß vom
Rhein bis zur Oder das Gesetz gilt, daß die Strommündungen mit den
größten Seestädten des Landes westlicher liegen, als die obern und mitt—
lern Teile der Stromthäler. Durch die Elbe erfährt das Nordseegebiet
eine Ausdehnung nach Südost, die Nordostdeutschland Abbruch thut. Die
Elbquellen im Adlergebirge liegen 71/2 Grad östlich von der Elb—
mündung.