Vorwort.
Unser Lesebuch soll ein Hilfsmittel allgemeiner Mädchenbildung sein,
„den jungen Mädchen Herz und Sinn öffnen für alle Herrlichkeit Gottes
und der Welt", indem es sie einführt in das geistige Leben unseres evan¬
gelischen, deutschen Volkes. Es wird daher in den oberen Teilen dem
Gang der Entwicklung dieses Geisteslebens folgen, in den unteren und
mittleren darauf vorbereiten; es wird darum nicht eine Menge Bruchstücke,
sondern wenige größere ganze Stücke so darbieten, wie sie dem Fassungs¬
vermögen und der Eigenart vierzehn- bis sechzehnjähriger Töchter gebilde¬
ter Stände angemessen sind. Es will kein Lesebuch sein zur Litteratur¬
geschichte, denn diese gehört nicht in die Mädchenschule; es will nicht ge¬
meinnützige Kenntnisse verbreiten; es will kein Unterhaltungsbuch sein, am
allerwenigsten eins jener Art, die mitunter selbst auf Kosten gesunden Ur¬
teils das Gefühlsleben junger Mädchen durch Empfindelei, durch Rühr-
und Schauergeschichten zu nähren glauben: es will vielmehr sein eine
zuverlässige, überall aus den Quellen geschöpfte Mustersamm¬
lung des Besten, was unser Volk gesungen und gesagt hat.
Die Einheit des Buches liegt darum nicht in dem Stoffe, sondern in
dem Geiste, der darin herrscht: es ist der Geist evangelischer, vater¬
ländischer, idealer Lebensanschauung und Sitte; auch nicht
eine Zeile darf in dem Buche sein, welche dieser Forderung
gegenüber gleichgültig oder gar feindselig wäre.
Das Buch wird darum inhaltlich und nach oben hin auch sprachlich
nicht leicht sein. Auch sprachlich — denn auch vom Leben der Muttersprache
ist dem Mädchen doch einige Anschauung zu bieten. Nicht leicht — denn
es soll kein Unterhaltnngs-, sondern 'ein Arbeitsbuch sein, Arbeit fordern
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