IIL.
Im Gesellenstand.
55. Der Vater an seinen scheidenden Sohn.
Den Wanderstab in deinen Händen, Du mögst dein junges Herz behüten,
seh' ich dich scheidend vor mir stehn; das zart und sorgsam ich gehegt;
willst dich, mein Sohn, zur Ferne du weißt, in schimmervolle Blüten
wenden ward oft des Todes Gift gelegt.
und in die weite Welt nun gehn. Die Welt ist voller Arg und
So zieh denn hin, und Gottes Segen Tücke.
begleite dich auf deinen Wegen! Daß nie dich Sinnenlust berücke!
Doch wo dein Herz auch immer sei: Bewahr dich vor dem Schmerz der
bleib deinem Vaterhaus getreu! Reu'
Kehr ein, wo Edle glauben, lieben. und bleib der Tugend immer treu!
Die frechen Spötter sollst du fliehn, Und solltest du hinüber dringen
die Gott aus ihrer Brust getrieben ins fremde Land voll Wanderlust,
und die vor Erdengöttern knien. wo deutsche Worte dir verklingen:
Laß nimmer dir, mein Sohn, den erhalt dir deutsch die junge Brust!
Glauben Es werd' die Heimat dir zum Sterne,
durch Trug und Hohn und Falsch- nach dem du blickst aus weiter
heit rauben! Ferne,
Und wo dein Herz auch immer sei: und wo dein Herz auch immer sei:
es bleibe stets dem Höchsten treu) stets bleib dem Vaterland getreu!
Hast du dann kühn die Welt durchstreifet
und kehrst ins Vaterhaus zurück,
wenn heißes Sehnen dich ergreifet,
zu gründen dir ein stilles Glück:
so bring den alten Glauben wieder,
das Sohnesherz, so treu und bieder,
den Sinn an Weisheit reich und neu,
die deutsche Tugend, deutsche Treu'!