IV.
Umschau in Heimat und Fremde.
81. Die Entstehung und Entwicklung der Stadt
Frankfurt a. M.
Wo heute die gesegneten Fluren des Maintals und der Wetterau
sich ausbreiten, schäumten vor einigen tausend Jahren die Wellen eines
großen Sees, der später durch das jetzige Rheintal seinen Abfluß fand,
zahllose Sümpfe und in vielen Armen dahinfließende Gewässer zurücklassend.
Zu letzteren gehörte der Main, der infolge seiner vielen Teilungen besonders
schwer zu überschreiten war. Nur wo Mühlberg und Röderberg einander
nahe rückten und die geringen Erhebungen Sachsenhausens und der Dom—
insel zwischen den Mainarmen feste Ruhepunkte boten, war es leichter,
von einem Ufer zum andern zu gelangen, da außerdem im Hauptfluß ein
Felsstreifen von der Leonhardskirche schräg stromaufwärts zog und ein
Durchwaten des Wassers ermöglichte. An dieser Stelle müssen wir uns
wohl eine der ersten Ansiedlungen der Gegend denken, obgleich Spuren
einer solchen nicht vorhanden sind. Von den frühesten Bewohnern des
Maintals geben überhaupt nur noch ihre Begräbnisplätze Kunde, die
Hünengräber, von denen eine größere Zahl an der Kreuzung der Nieder—
räder Straße und der Forsthausstraße zu sehen ist. Sichere Nachricht
haben wir von einer Niederlassung der Römer an der Mainfurt, da auf
dem Hühnermarkt Reste eines von ihnen etwa 80 Jahre nach Christi
Geburt erbauten Kastells gefunden worden sind. Gedeckt war dieses Kastell
durch den nördlich vorbeifließenden Mainarm, die spätere Braubach, deren
Lauf noch heute an den tiefen Stellen im Nürnbergerhof und in der Neu⸗,
Kreuz- und Borngasse zu erkennen ist. Gegen Ende des dritten Jahr—
hunderts hörte die Herrschaft der Römer in Deutschland auf, ihre Kastelle