Full text: Frankfurter Lesebuch für Fortbildungsschulen

VI, 
Im Familien-⸗, Gemeinde- und Staats— 
verband. 
S 
— 
152. Aus dem Lied von der Glocke. 
Weiße Blasen seh' ich springen; 
wohl! die Massen sind im Fluß. 
Laßt's mit Aschensalz durchdringen, 
das befördert schnell den Guß. 
Auch vom Schaume rein 
muß die Mischung sein, 
daß vom reinlichen Metalle 
rein und voll die Stimme schalle. 
Denn mit der Freude Feierklange 
begrüßt sie das geliebte Kind 
auf seines Lebens erstem Gange, 
den es in Schlafes Arm beginnt. 
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße 
die schwarzen und die heitern Lose; 
der Mutterliebe zarte Sorgen 
bewachen seinen goldnen Morgen. 
Die Jahre fliehen pfeilgeschind. 
Vom Miädchen reißt sich stolz der 
Knabe, 
er stürmt ins Leben wild hinaus, 
durchmißt die Welt am Wanderstabe, 
fremd kehrt er heim ins Vaterhaus. 
Und herrlich, in der Jugend Prangen, 
wie ein Gebild aus Himmelshöhn, 
mit züchtigen, verschümten Wangen 
sieht er die Jungfrau vor sich stehn. 
Da faßt ein namenloses Sehnen 
des Jünglings Herz, er irrt allein, 
aus seinen Augen brechen Tränen, 
er flieht der Brüder wilden Reihn. 
Errötend folgt er ihren Spuren 
und ist von ihrem Gruß beglückt, 
das Schönste sucht er auf den Fluren, 
womit er seine Liebe schmückt. 
O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen! 
Der ersten Liebe goldne Zeit! 
Das Auge sieht den Himmel offen, 
es schwelgt das Herz in Seligkeit. 
O, daß sie ewig grünen bliebe, 
die schöne Zeit der jungen Liebel 
* * 
* 
Wie sich schon die Pfeifen bräunen! 
Dieses Stäbchen tauch' ich ein; 
sehn wir's überglast erscheinen, 
wird's zum Gusse zeitig sein. 
Jetzt, Gesellen, frisch!
	        
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