Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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bürg, bis er in seinem vierzehnten Jahre in die vom Herzog Karl Eugen 
gestiftete Karlsschule aufgenommen wurde. In der streng militärischen Zucht 
dieser Anstalt sollte er zürn Arzt ausgebildet werden. So sehr auch seine 
frische Natur dem Zwang widerstrebte, so gern er schon damals seine dichte¬ 
rischen Gaben übte, so mußte er doch der Ordnung sich fügen, bis er 1780 
als Militärarzt aus der Schule schied. Von all den dichterischen Plänen 
dieser seiner Schuljahre führte er nur den zu dem Theaterstück „Die Räuber" 
aus, die im Jahre 1781 zuerst gedruckt wurden. Um sein Werk, auf der 
Bühne ausgeführt zu sehen, reiste Schiller heimlich und ohne Urlaub nach 
Mannheim. Dafür wurde er bestraft, und um sich diesem Zwange zu ent¬ 
ziehen, entwich er von Stuttgart; zunächst in Mannheim schlug er seinen 
Wohnsitz aus. Aber auf die Dauer konnte er dort nicht bleiben. Er folgte 
einer Einladung der ihm befreundeten Frau von Wolzogcn auf ihr Landgut 
Bauerbach und kehrte erst 1783 als Theaterdichter nach Mannheim zurück. 
Bald schied er wieder aus dieser Stellung und nahm dankbar die Zuflucht 
an, die ihm sein Freund Körner, der Vater des Dichters Theodor Körner, 
in Leipzig und Dresden anbot. Während dieses Wanderlebens waren viele 
seiner Dichtungen entstanden, die seinen Namen in ganz Deutschland bekannt 
machten. So wurde der kunstsinnige Herzog Karl August, der Freund 
Goethes, auf ihn aufmerksam, der dem viel umhcrgetriebenen Mann eine 
Stelle als Professor der Geschichte an der Universität Jena übertrug. 
Die Beschäftigung mit der Geschichtswissenschaft und im Zusammen- 
hange damit das Studium der Lehre des Königsberger Philosophen Kant 
entzog unsern Schiller für eine geraume Zeit der Dichtkunst, und erst seit 
dem Jahre 1794 veröffentlichte er eine poetische Zeitschrift, die Horen 
genannt. Neben Schillerschen Dichtungen erschienen in dieser Zeitschrift 
auch mancherlei Beitrüge von Goethe, und in dieser gemeinsamen Arbeit 
beider Männer entstand zwischen ihnen der Freundschaftsbund, dem die 
deutsche Dichtkunst viele ihrer edelsten Werke verdankt. 
Namentlich im Jahre 1797 entstanden viele von den herrlichen Balladen 
und Romanzen, an denen sich noch heute jeder Deutsche erfreut: die Kraniche 
des Jbykus, der Ring des Polykrates und andre mehr. Goethe wurde durch 
diesen Freundschaftsbund zu immer neuen Dichtungen angeregt, und Schiller 
wurde durch ihn dauernd zu der Dichtkunst zurückgeführt. Um dem Freunde 
nahe zn sein, verließ er im Jahre 1799 Jena und siedelte nach Weimar 
über. Gerade damals hatte er seine größte dramatische Dichtung, den 
„Wallenstein", vollendet, und manches "äudre Drama folgte diesem nach, 
zuletzt „Wilhelm Tell," den er kurz vor seinem Tode vollendete. So viele 
Arbeiten und Anstrengungen hatten die Gesundheit des ohnehin schwächlichen 
Mannes untergraben, und mitten ans vielen Entwürfen und Hoffnungen 
rief ihn im Jahre 1805 der Tod ab. 
Von seinen Dichtungen habt ihr im Verlauf der Schule die und jene
	        
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