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Thränen der Mutter hatten es in das Leben zurückgerufen, und
diese Thränen flössen noch immer; aber es waren keine Schmerzens-
thränen mehr, sondern helleuchtende Freudenthränen.
Julius Sturm.
5. Die Heimat.
Ich lass' von meiner Heimat nicht,
Was man auch sagen wollt' •
Sie hebt vor allen Landen sich
Heraus wie echtes Gold.
Lass bliih'n das Glück auch anderwärts
In reicherer Farbenpracht, —
Ich weiss, wie in der Heimat, mir
Die Sonne nirgends lacht.
Johanna Ambrosius.
6. Mutterliebe.
„Aber diese Nacht habe ich einen so wimderschönen Traum
geträumt, wie noch nie in meinem Leben," sagte die sanfte, stille
Isidore, die etwa 14 Jahre zählte, eines Morgens zu ihren Ge¬
schwistern. „Diesen Traum werde ich nicht wieder vergessen, so¬
lange ich lebe."
„Mas hat dir denn geträumt, liebe Isidore?" sagte Leono re,
die jüngere Schwester, „willst du uns deinen Traum nicht er¬
zählen?"
„wollt ihr ihn hören, so Kommt, und setzt euch zu mir in
die Kleine Nebenstube da, daß uns niemand stört."
Als die Geschwister ihr gefolgt waren, begann sie: „Ich
Konnte gestern abend nicht gleich einschlafen. Als ich nun so in
meinem Bett lag, Kamen mir verschiedne Gedanken. Unter
andern: kam ich auch auf den Gedanken, wo wohl auf Erden die
reinste und größte Liebe zu finden sei. Indem ich aber darüber
nachdachte, schlief ich ein. Da träumte mir nun, es erschien ein
Engel. Der Engel nahn: mich freundlich an der ß>and und führte
mich fort.
„Komm," sagte er, „ich will dir zeigen, was du suchst."