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Chlotilde anzunehmen, wenn der schwankende Sieg zu seinen
Gunsten sich entscheide. Nun löste er sein Gelübde und wurde Christ;
seine Franken folgten ihm, wenn auch nicht alle auf einmal, in
der Bekehrung nach. König und Volk bekannten sich zum
katholischen Glauben und verhalsen damit demselben zum Sieg
über die ariauische Lehre.
Dnrch seinen Übertritt zur katholischen Kirche war Chlodwig
zugleich ein Vorwand zum Kriege gegen die arianischen Burgunder und
Westgoten gegeben, denen er den gallischen Boden nicht gönnte. Zuerst
machte er die Burgunder tributpflichtig; dann besiegte er
die Westgoten und entriß ihnen das Gebiet von der Loire
bis zu den Pyrenäen. Gern hätte er sie schon jetzt ganz aus Gallien
verdrängt; allein Theodorich der Große, der Schwiegervater des im Kampse
gefallenen westgotischen Königs, ergriff zu Gunsten seines Enkels die Waffen.
So blieb das Gebiet von den Pyrenäen bis zum Rhone in westgotifchem
Besitz; das südliche Gallien ostwärts born Rhone — die Provence —
gehörte den Ostgoten.
Durch List und Verrat, durch Gewalt und Mord be¬
seitigte Chlodwig hierauf die übrigen Frankenkönige
und machte sich zum Herrn aller Frankenstämme. „Gott
warf Tag für Tag seine Feinde vor ihm zu Boden und vermehrte sein
Reich, darum, daß er rechten Herzens vor ihm wandelte und that, was
seinem Auge wohlgefällig war" — so pries in elender Schmeichelei und
Heuchelei die christliche Geistlichkeit den rechtgläubigen König.
Auf solche Weise gründete Chlodwig ein einheitliches
Frankenreich, zu dessen Hauptstadt er Paris erhob.
2. Chlodwigs unmittelbare Nachfolger schritten auf dem
Wege der Eroberung weiter. Im Bunde mit den Sachsen
bekriegten sie die Thüringer. Der König derselben mußte sich
ergeben; als er in Zülpich mit dem Frankenfürsten auf der Stadtmauer
ging, stürzte ihn jener meuchlerisch in die Tiefe. Den nördlichen
Teil des Thüringerreichs (— zwischen Harz, Elbe, Saale und
Unstrut —) erhielten die Sachsen zum Lohne; der südliche
Teil (— vom Main bis zur Donau; heute Ober- und Mittelfranken —)
fiel an das Frankenreich; nur die Gegenden in der Mitte
behielten den thüringischen Namen.
Alsdann wurde der Burgunderkönig besiegt, samt seiner Ge¬
mahlin in einen Brunnen versenkt und das bis dahin blos tribut¬
pflichtige Burgunderland gänzlich mit dem Frankenreiche
vereinigt.
In dem Kampfe der Ostgoten mit den Oströmern
stellten sich die Frankenkönige treulos und hinterlistig je nach dem Ausfall
des Streits bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Um ihren
Beistand zu gewinnen, überließen ihnen die Ostgoten ihr galli¬
sches Gebiet (= die Provence) — und als sich nach dem
Untergange derselben das schutzlos gewordene Südalemannien sowie
das östlich von demselben gelegene Bayern ebenfalls unterworfen.