Object: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2,2)

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Chlotilde anzunehmen, wenn der schwankende Sieg zu seinen 
Gunsten sich entscheide. Nun löste er sein Gelübde und wurde Christ; 
seine Franken folgten ihm, wenn auch nicht alle auf einmal, in 
der Bekehrung nach. König und Volk bekannten sich zum 
katholischen Glauben und verhalsen damit demselben zum Sieg 
über die ariauische Lehre. 
Dnrch seinen Übertritt zur katholischen Kirche war Chlodwig 
zugleich ein Vorwand zum Kriege gegen die arianischen Burgunder und 
Westgoten gegeben, denen er den gallischen Boden nicht gönnte. Zuerst 
machte er die Burgunder tributpflichtig; dann besiegte er 
die Westgoten und entriß ihnen das Gebiet von der Loire 
bis zu den Pyrenäen. Gern hätte er sie schon jetzt ganz aus Gallien 
verdrängt; allein Theodorich der Große, der Schwiegervater des im Kampse 
gefallenen westgotischen Königs, ergriff zu Gunsten seines Enkels die Waffen. 
So blieb das Gebiet von den Pyrenäen bis zum Rhone in westgotifchem 
Besitz; das südliche Gallien ostwärts born Rhone — die Provence — 
gehörte den Ostgoten. 
Durch List und Verrat, durch Gewalt und Mord be¬ 
seitigte Chlodwig hierauf die übrigen Frankenkönige 
und machte sich zum Herrn aller Frankenstämme. „Gott 
warf Tag für Tag seine Feinde vor ihm zu Boden und vermehrte sein 
Reich, darum, daß er rechten Herzens vor ihm wandelte und that, was 
seinem Auge wohlgefällig war" — so pries in elender Schmeichelei und 
Heuchelei die christliche Geistlichkeit den rechtgläubigen König. 
Auf solche Weise gründete Chlodwig ein einheitliches 
Frankenreich, zu dessen Hauptstadt er Paris erhob. 
2. Chlodwigs unmittelbare Nachfolger schritten auf dem 
Wege der Eroberung weiter. Im Bunde mit den Sachsen 
bekriegten sie die Thüringer. Der König derselben mußte sich 
ergeben; als er in Zülpich mit dem Frankenfürsten auf der Stadtmauer 
ging, stürzte ihn jener meuchlerisch in die Tiefe. Den nördlichen 
Teil des Thüringerreichs (— zwischen Harz, Elbe, Saale und 
Unstrut —) erhielten die Sachsen zum Lohne; der südliche 
Teil (— vom Main bis zur Donau; heute Ober- und Mittelfranken —) 
fiel an das Frankenreich; nur die Gegenden in der Mitte 
behielten den thüringischen Namen. 
Alsdann wurde der Burgunderkönig besiegt, samt seiner Ge¬ 
mahlin in einen Brunnen versenkt und das bis dahin blos tribut¬ 
pflichtige Burgunderland gänzlich mit dem Frankenreiche 
vereinigt. 
In dem Kampfe der Ostgoten mit den Oströmern 
stellten sich die Frankenkönige treulos und hinterlistig je nach dem Ausfall 
des Streits bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Um ihren 
Beistand zu gewinnen, überließen ihnen die Ostgoten ihr galli¬ 
sches Gebiet (= die Provence) — und als sich nach dem 
Untergange derselben das schutzlos gewordene Südalemannien sowie 
das östlich von demselben gelegene Bayern ebenfalls unterworfen.
	        
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