fullscreen: Faßlicher Unterricht in der Menschen- und Weltkunde (Theil 2)

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Vorstellungen: »Unzufriedenheit und Unwillen über das Glück nnd dir 
Vorzüge Anderer« zusammen, so entsteht in mir der Begriff: Neid. 
— So hat das Kind schon die Vorstellung von einem Hunde, einer 
Katze, einer Nelke, einer Nose, einem Schafe, einer Lilie. Wenn 
sein Verstand erwacht, wird eS an jeder Vorstellung die Merkmale 
aufsuchen, und es wird ans den Einzelvorstellungen: Hund, Katze, 
Schaf — den Begriff Thier, und aus den Einzelvorstellungen: 
Noje, Nelke, Lilie — den Begriff Blume bilden. 
Wie der Verstand bei einzelnen Dingen das Zusammengehörige in 
ein Ganzes zusammenfaßt, und dadurch zu einem besondern Be¬ 
griffe gelangt: so kaun er auch eine Menge zerstreuter Vorstellungen 
unter eine einzige Vorstellung bringen, und dadurch zu einem allge¬ 
meinen Begriffe kommen. So faßt er z. B. die vier besondern 
Vorstellungen: »Zentner, Pfund, Zentaß, Aß« in eine einzige Vor¬ 
stellung zusammen, und gelangt dadurch zu dem allgemeinen Begriffe: 
Gewicht. So geben die Vorstellungen: »Essen, Trinken, Schlaf, 
Erholung, Wohnung, Kleidung« den allgemeinen Begriff von Be¬ 
dürfnissen. — Dieses Zusammenfassen vieler Vorstellungen unter 
eine Hauvtvorstellung befördert die Ordnung und den Zusammenhang 
unsrer Gedanken, und verwahrt uns vor der so verhaßten Weit¬ 
schweifigkeit bei Erzählungen und Beschreibungen; es setzt uns auch in 
den Stand, Andern unsere Gedanken leicht mitzutheilen, und das ihnen 
noch Unbekannte begreiflich zu machen. 
Wer aber nur das unter einen Begriff bringen will, was wirk¬ 
lich zusammen gehört, der muß wobl vergleichen und unter, 
scheiden, um das Wesentliche mit dem Zufälligen nicht zu 
verwechseln. — Vergl eichen Heist zusehen, worin mehrere Dinge 
oder Vorstellungen einander ähnlich sind; unterscheiden hciSt 
untersuchen, worin mehrere Dinge oder Vorstellungen einander uu- 
äbnlich sind. — Wesentlich (nothwendig) an einer Sache ,st 
das, was daran nicht fehlen darf; zufällig (außerwesentlich) ist 
das, was zwar an und bei einer Sache sein kann, aber nicht sein 
muß. — So ist cs eine wesentliche Eigenschaft einer Kugel, daß sie 
um und um rund sei; aber außerwesentlich ist cs, daß sie von Eisen, 
oder von Blei, oder von Holz, oder von Glas u. s. w. sei. 
Wer das Zufällige mit dem Wesentlichen verwechselt, begeht 
nicht nur viele Irrthümer, sondern auch viele Thorheiten. — 
Wer glaubt, ein Bauer müsse grob, dumm und faul sein, der irrt 
sich. Wer auf die Zahl 47 eine große Summe setzt, weil ihm geträumt 
bat, daß dieselbe mit einem großen Gewinne herauskommen werde; 
oder wer glaubt, daß, weil das Käuzchen (der Todtenvogel) über 
seinem Hause gerufen hat, nun jemand von den Seinigen sterben 
müsse, der handelt thöricht. 
4. Die Begriffe, welche unser Verstand gebildet hat, können 
wir verbinden und trennen. Eine solche Verbindung oder Tren, 
nung der Begriffe nennen wir ein Urtheil, und die Thätigkeit des 
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