310 Die Zeit nach den Befreiungskriegen.
die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufreckt m erkalten
Sie betrachteten sich nur als Glieder einer und derselben christlichen
Naüon, von der Vorsehung als deren Abgeordnete beauftragt, die Zweige
Außer England, dem Papste und der Türkei
f europäischen Staaten dem „heiligen Bunde" an, der im
Sitift das Zeitalter einer christlichen
^ s ^ m ?uger vereinigt wurden indessen nur die drei
Monarchen die den Bund gegründet; indem er Fürst Metternich
Kim min st u ^ Rußlands Hilfe Deutschlands Geschick zu be?
derselbe für Deutschland eher ein Nachteil als ein Vorteil
S5mEuropa zunächst eine Zeit des Friedens, die auch
unserm deutschen Vaterlande ihre Segnungen brachte. Handel und Ver¬
kehr wurden wieder m ruhige Bahnen gelenkt und erfuhren durch die
Erfindungen der NeuM manche Förderung. 1825 befuhr das erste
Dampfschiff den Rhem; 1833 erhielten wir die ersten eleftro-
u T/ l e^ r a p h e n; zwischen Nürnberg und Fürth wurde
l ™ ri?e @tfen&ahn angelegt. Zahlreiche Fabriken,
deren Maschinen durch die Kraft des Dampfes in Bewegung gesetzt
wurden, gaben weiteren Kreisen Beschäftigung; der deutsche Handel
nahm m allen Weltteilen größere Ausdehnung an; Künste und Wissen¬
schaften fanden m den meisten deutschen Ländern die rührigste Pflege,
jn den Jahren von 1815-1830 wurden mehr als 60 Millionen Mark
auf die Chausseen verwendet, die vor der Zeit der Eisenbahnen eine viel
höhere Bedeutung hatten als später; die Gesamtlänge der Chausseen
stieg von 500 Meilen auf das Doppelte.
Nur politisch war Deutschland im Vergleich zu andern Ländern
Europas schwach und machtlos; es bestand aus einem Bunde nur lose
zusammenhangender Staaten, der im Auslande wenig Ansehen hatte
und in sich selbst keine Gewähr bot, daß bei den einzelnen Bundes-
glieden „ deren Einfluß ihrer Machtstellung entsprechend zur Geltung
kam. Ostreich und Preußen galten bei der Abstimmung nicht mehr als
Württemberg oder Sachsen; ja, der Fall konnte eintreten, daß Preußen,
welches zu emem Staate mit 18 Millionen Einwohnern erwuchs von
solchen Staaten überstimmt wurde, die nicht so viel Einwohner hatten
als em preußischer Regierungsbezirk. Da dem Bunde die gemeinsame
diplomatische Vertretung und im Kriege die gemeinsame Oberleitung
fehlte, so blieb er nach außen hin schwerfällig und ohne Ansehen.
b. Die Landesverwaltung. Das preußische Volk hatte unter Führung
seines Königs im Freiheitskampfe die Hauptentscheidung herbeigeführt':
140 000 seiner Söhne waren auf den Schlachtfeldern gefallen. Nachdem
1814 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt war, mußte es sich
auch für die Folge zu ähnlichen Opfern bereit halten; es schien daher
nicht unbillig, daß dem Volke, welches im Verlaufe des siegreichen Krieges
zum Bewußtsein der ihm innewohnenden Kraft gelangt war, entsprechender
Einfluß auf die öffentlichen Dinge eingeräumt werde, und der König,
der feine und seines Volkes Sache für eins und unzertrennlich erklärte,
war diesem Wunsche entgegen gekommen, indem er unmittelbar vor