fullscreen: Geschichte des Alterthums (Abth. 1)

104 Das römische Kaiserthum. Von Augustus bis Romulus Augustulus. 
Der Krieg gegen die Germanen. 
Ärmin -er Cherusker. Schlacht im Teutoburger Wal-e. (9 nach Ehr.) 
§. 4. Augustus hielt es einige Zeit für zweckmäßig, daß zur Siche- 
ruug Gallieus gegeu die Germaueu die römische Gränze bis au die Weser 
CVisurgis) vorgeschoben werde, und wirklich unternahmen Ti der ins und 
Drusus mehrere Feldzüge nach Germanien, durchzogen es vom Main 
bis an die Nordsee, vom Rhein bis zur Elbe und römische Flotten fuhren 
in die Mündungen des Rheins (Rhenus), der Ems (Amisia), Weser und 
Elbe (Aldis) ein. Die kriegerischen Stämme der Sigambern, Usipeten, 
Brukterer, Chauken, Cherusker, Marsen, Chatten u. s. w. 
wurdeil besiegt und beugten sich vor der Uebermacht der Römer, so daß 
sie Bundesgenossen wurden. Die vornehmen Germanen wurden durch 
Geschenke und Ehrenzeichen gewonnen, die streitbarste junge Mann¬ 
schaft mit gutem Sold in römischen Dienst gelockt, unterdessen aber 
nährten die römischen Befehlshaber die hergebrachte Eifersucht der ger¬ 
manischen Stämme und vornehmen Familien gegen einander, während 
die Legionen befestigte Lager zwischen der Weser und dem Rheine bezogen 
und an wichtigen Punkten Kastelle bauten. 
Augustus glaubte die Hauptsache gethan und schickte seinen unkriege¬ 
rischen Verwandten Quinctilins Barus als Statthalter nach Germa¬ 
nien, damit er die Besiegten an die römische Ordnullg gewöhne. Die 
Germanen kannten sonst nur ihre Volksgerichte, jetzt lud sie Varus vor 
seinen Richterstuhl; sie hatten die Todesstrafe nur für Verräther und Feig¬ 
linge, Ruthenhiebe nur für Sklaven, Varus ließ auch freie Männer ent¬ 
haupten und mit Ruthen schlagen. Bei den Germanen mußten nur die 
Sklaven (Leibeigenen) Abgaben an ihre Herren entrichten, Varus legte 
auch den Freien Tribute auf. Da mußten die Germanen einsehen, daß sie 
nicht Bundesgenossen der Römer, sondern Unterthanen seien, und darüber 
ergrimmten sie. Ein junger Mann aus einer der edelsten Familien der 
Cherusker, den die Römer Arminius nennen, der im römischen Dienste 
cheruskische Hilfstruppen befehligt hatte, stiftete eine geheime Verbindung 
unter mehrern germanischen Stämmen gegen die Römer uiid wußte den 
Varus so zu täuschen, daß er dem cheruskischen Häuptling Segest nicht 
glaubte, der aus Privathaß gegen Armin den ganzen Anschlag verrieth. 
Wie von den Verschworenen abgeredet war, brachen in dem Hinter¬ 
lande an der Weser Unruhen aus, die Varus sogleich zu unterdrücken be¬ 
schloß. Er brach daher mit drei Legionen, sechs Cohorten und drei Ge¬ 
schwadern Reiter noch im Spätsommer auf, Armin und dessen Genossen 
aber versprachen mit ihrer Mannschaft nachznrücken. Das römische Heer 
drang in das Teutoburger Waldgebirge ein, das sich zwischen den Quellen 
der Lippe und Ems bis zu einer Höhe von 4800' erhebt und sich gegen 
Westen in moorige, von Bächen durchschnittene Gelände sanft abdacht. In 
dieser Wildniß konnte sich das römische Heer nur langsam vorwärts be¬ 
wegen, zudem trafen die herbstlichen Stürme mit ihren kalten Schlagregen 
früher als gewöhnlich ein, schwellten die Bäche an und verwandelten den 
Boden in schlüpfrigen Koth. Da brachen plötzlich die Germanen von allen 
Seiten auf den römischen Heerzug ein, denn die Cherusker, Chatten, Bruk¬ 
terer uied Marsen waren nach dem Teutoburger Walde, nach dem verab¬ 
redeten Sammelplätze geeilt, wo Varus zum Vernichtungskampfe gezwungen 
werden sollte. Das römische Heer wurde durch den wüthenden Angriff
	        
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