Contents: Frankfurter Lesebuch für Fortbildungsschulen

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betrieb, zur Verproviantierung seiner zahlreichen Niederlassungen in der 
Maingegend und zur Unterhaltung einer Verbindung mit denselben sich 
nicht der bequemen Wasserstraße bedient haben sollte. 
Nach dem Niedergang der Römerherrschaft und während der Zeit 
der Völkerwanderung mag wohl auch die Ausübung der Mainschiffahrt 
gestockt und schließlich zum größten Teil aufgehört haben. 
Die ersten geschichtlichen Überlieferungen, in denen von einem 
Befahren des Mains mit Schiffen die Rede ist, stammen aus der 
Zeit Karls des Großen (um 800 n. Chr.). Mit dem Anwachsen der 
nach und nach ins Leben gerufenen Ansiedelungen an den Ufern des 
Mainflusses erstarkte auch das Schiffergewerbe. Aus Holz gezimmerte 
und späterhin teilweise kunstvoll verzierte Fahrzeuge vermittelten den 
Warenverkehr und in vielen Fällen auch den Personenverkehr zwischen 
den Mainorten unter sich und mit den benachbarten Rheinorten Mainz, 
Bingen, Worms u. a. Insbesondere war Frankfurt während des Mittel— 
alters und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ein Hauptstapelplatz 
sowohl für die Main- als auch für die Rheinschiffahrt. 
Alie Abbildungen der Stiadt zeigen an den Ufern vor dem Leon— 
hardstor altertümliche Kräne, während sich eine Anzahl Schiffe im 
Fluß befindet, auf denen Leute mit Ein- und Ausladen von Gütern 
beschüftigt sind. Besonders zu den Zeiten der Messe entfaltete sich an 
dem Ufer vor der Stadt eine lebhafte Tätigkeit. 
Die Größe der auf dem Rhein verkehrenden Fahrzeuge war derart 
bemessen, daß sie auch die Unterläufe der Nebenflüsse befahren konnten. 
Frankfurt war hierdurch in die Lage versetzt, mit den Rheinstädten, 
susbesondere mit Straßburg und Mainz, einen lebhaften Schiffsverkehr 
zu unterhalten. 
Als im Lauf des ersten Drittels des vorigen Jahrhunderts die 
sog. Stapelrechte der Städte Mainz und Köln, wonach Schiffe an 
diesen Plätzen nicht vorbeifahren durften, sondern daselbst ihre Waren 
umladen mußten, aufgehoben wurden und hierdurch ein allgemeiner 
Aufschwung der Rheinschiffahrt eintrat, dehnte sich auch der Frankfurter 
Schiffsverkehr bis nach dem Mittelrhein und den Niederlanden aus. 
Dieses Aufblühen kam jedoch schon von der Mitte des vorigen 
Jahrhunderts ab infolge der Erbauung der Eisenbahnen zum Stillstand. 
Das neue Verkehrsmittel bot, insbesondere hinsichtlich einer raschen 
und zuverlässigen Beförderung, derartige Vorteile, daß ein großer Teil 
der Güter den damals auch noch mit vielen Unkosten verknüpften Wasser— 
weg verließ und sich der Eisenbahn zuwandte. Dies bewirkte wieder— 
um eine völlige Umgestaltung der Rheinschiffahrt. Sie wurde durch 
Vertiefung des Fahrwassers und Erbauung größerer, eiserner Schiffe 
und schnellfahrender Dampfer in den Stand gesetzt, große Gütermengen 
rasch und billig zu befördern, und erlangte, unterstützt durch die während 
der zweiten Hälfle des vorigen Jahrhunderts eingetretene großartige Ent—
	        
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