Full text: (Für die dritte Klasse) (Abteilung B, [Schülerband])

1. Aus der homerischen Welt. 
Im homerischen Epos tritt uns die griechische Welt zum erstenmal 
entgegen. Aber es ist keine Welt der Anfänge, keine in unsicherer Ent¬ 
wicklung begriffene, sondern eine durchaus fertige, eine reise und in sich 
geschlossene Welt mit festgeregelten Lebensordnungen. Man fühlt deut¬ 
lich, daß seit undenklicher Zeit sich die Menschen darin eingelebt haben, 
und mit vollem Bewußtsein stellen sie ihr Zusammenleben dem auf 
unterer Stufe zurückgebliebenen Dasein anderer Völkerschaften gegen¬ 
über, die ohne ein gemeinsames Oberhaupt und ohne Gemeindeverfassung, 
ohne Ackerbau und sestbegrenzte Felder, ohne künstlich eingerichtete 
Wohnung in den ursprünglichen Formen der Familie dahin leben. 
Von Anfang an aber zeigt sich das griechische Leben als ein solches, 
das nicht einseitig auf Ackerbau und Landwirtschaft begründet ist, sondern 
daneben auf Seefahrt und Landet. Der Trieb zu erwerben, der den 
Griechen von Natur tief eingepflanzt ist, hat sie früh zu vielseitiger 
Tätigkeit angereizt. Dieselben Plejaden sind es, die durch ihren Auf- 
und Niedergang die Geschäfte des Landbaues sowie die Zeiten der 
Seefahrt bestimmen. Das Seeschiff diente zugleich zu gewalttätigem 
Erwerb, denn das griechische Inselmeer reizte so sehr zu abenteuernden 
Amzügen und Landungen, daß der Seeraub eine gewöhnliche Beschäf¬ 
tigung war wie Fischfang und Jagd. Die Freibeutereien gingen bis 
an den Nilstrand, und die Kämpfe, die sich mit den Eingeborenen ent¬ 
spannen und die wir bisher nur aus Lomer kannten, werden jetzt auch 
in ägyptischen Arkunden bezeugt. Die gefangenen Piraten, die 
Namses III. auf ägyptischen Wandgemälden vorgeführt werden, ver¬ 
anschaulichen die Gesänge der Odyssee, die von den blutigen Kämpfen 
am Nilufer berichten. 
Wichtiger ist der friedliche Verkehr, der die Küstenländer verbindet. 
Bewunderte Kunsterzeugnisse aus Sidon kommen durch phönizische 
Ländler nach Griechenland; sie werden in den Lafenorten ausgestellt 
und gehen von Land zu Land. So der sidonische Silberkrug, der vom 
König Thoas an den Winzer Euneos gelangt und von diesem als 
Kaufpreis für einen gefangenen Fürstensohn an Patroklos. Das Volk 
ist seit' langen Zeiten keine ungegliederte Masse mehr, sondern in Stände 
geordnet, die einander mit sehr bestimmten und festen Anterschieden 
gegenüber stehen. Voran stehen die Edeln des Volkes, die Lerren, 
die allein in Betracht kommen. Wie Riesen ragen sie hervor aus 
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