Full text: [Theil 6, [Schülerband]] (Theil 6, [Schülerband])

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Fliegen, — jedes mit seiner Stimme und seinen Tönen, die zuletzt 
von dem heraufsteigenden Leben der zahmen Bergthiere, von den 
meckernden Ziegen, wiehernden Pferden, brüllenden Stieren, bellenden 
Hunden, gackernden Hühnern, von den hundertstimmigen Glocken 
und Schellen, singenden Kindern und jodelnden Sennen strichweise 
verhüllt werden. Der Frühling ist die laute, die tönende, tausend¬ 
stimmige Naturperiode. 
Der Kampf mit Nebel und Nacht beginnt, 
Das Leben ringt sich frei, 
Und Kette um Kette in Thau zerrinnt 
Der Wintersklaverei. 
Schon hör' ich den fröhlichen Herdereihn 
Erklingen im Morgenstrahl; 
Die Brunnen der Berge jauchzen drein 
Und springen ins grüne Thal. 
Aber die stumme Welt der Pflanzen ergänzt in ihrer Weise 
mit stillem Blätter- und Blütenschmuck das Schauspiel der erwachten 
und beweglichen Lebensmächte, die von Tag zu Tag gewaltiger 
werden. Haben Föhn, Sonne und Regen die Schneedecke weggeleckt, 
so stehen noch überall die Spuren des Todes und Schlafes. Die 
Wiesen und Weiden sind fahlgelb oder rothbraun. Von den Quellen 
und dem Thale her überzieht sie aber in wenigen Tagen ein lichtes, 
Helles Grün, das immer klarer und tiefer wird. Die Haselbüsche 
streuen ihren Goldregen aus, die gelben Huflattichblüten überziehen 
die feuchten Lehm- und Sandhalden mit leuchtenden Decken, der 
Spitzahorn zeigt das erste Baumgrün, und achtzehn Tage nach dem 
ersten Bodengrün blühen in den mildern Bergwiesen schon die Kirsch¬ 
bäume, und fangen die Buchenwälder an, langsam vom Thal auf 
sich zu belauben. Fast drei Wochen hat der Frühling von dem 
untersten Kirschbaum, den er mit Blüten schmückte, bis zum obersten 
hinanzusteigen, und so wird es über Mitte Mai, bis er an der 
obern Grenze (4000' ü. M.) anlangt. Noch später gelingt ihm die 
Vollendung der aufsteigenden Belaubung des Buchwaldes, während 
im Herbste die von oben anfangende Vergilbung der Wälder sich 
weit rascher nach unten vollzieht. Auf der Höhe unserer Region 
ist daher das volle Leben des Laubwaldes auf etwa hundert Tage 
beschränkt, während es in ihrer Tiefe über 150 Tage dauert. 
T s ch u d i. 
81. Wer feiert die fröhlichsten Ostern. 
Willkommen, o fröhlicher Ostertag! 
Nun klingt es wie Psalmen in Lüften,
	        
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