Object: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

des Hübichfteines zu schießen, und puff, puff ging das Gepolter 
los, und die Steinstücke kollerten zu Tale. Das gab jedesmal 
großen Jubel bei den zwei Burschen. So trieben sie es, bis sie's 
überdrüssig waren. 
Da schlug der Förstersohn vor, sie wollten auf den Hübich- 
stein klettern, der andre hatte jedoch wenig Lust dazu, und soviel 
auch der Jäger trieb, der Bergmann mochte nicht. Wie eine Katze 
klomm der Jäger an dem Felsen empor, droben schwenkte er 
seinen Hut fröhlich und rief dem Genossen zu, ihm zu folgen. 
Plötzlich aber rief er laut und gellend um Hilfe, denn soviel er sich 
auch mühte, er stand fest auf dem Hübichstein, und seine Füße 
waren wie verwachsen mit dem Gestein. 
„Ich bin gebannt, ich bin gebannt!" rief er voll Entsetzen 
hinab, er mochte sich mühen, soviel er wollte, er konnte nicht 
los und nicht wieder hinunter. Viel Leute aus Grund kamen 
gelaufen, der alte Förster kam, winkte und rief dem Sohne zu, 
aber vergebens, der Jäger war festgebannt und mußte dastehen in 
der Sonnenhitze, auch war keine Aussicht, je wieder hinab zu ge¬ 
langen in das Vaterhaus. 
Prasselnder Regen fiel hernieder und trieb die Leute nach 
Hause, auch der alte Förster ging wehen Herzens davon; in seiner 
Seele lag ein grauenhafter Entschluß. 
2. 
Sobald der Regen nachließ, kehrte der Förster zurück zum 
Hübichstein, auf dem Rücken trug er seine Flinte. Lieber wollte er 
den geliebten Sohn erschießen, ehe er mit ansah, daß der Arme 
eines qualvollen Todes starb, vielleicht gar zu Stein wurde. Ein 
leichter Gang war's just nicht für den Förster, und wer sein Kind 
hat sterben sehen, der mag wissen, wie es dem Vater zu Mute 
war. Er stöhnte oft tief und schmerzlich, und die Hand wischte ver¬ 
gebens die Tränen von dem gefurchten Gesichte. 
Da huschte neben ihm her ein kleines Männlein, das trug in 
der Hand ein Tannenbüschchen, und das kleine Kerlchen fragte gar 
teilnehmend nach dem Kummer des Försters. Der erzählte ihm, 
daß er gezwungen sei, sein einzig Kind vom Hübichstein herab¬ 
zuschießen. 
„Das tät' ich nicht", meinte das Männlein. „Ruft nur den 
Hübich, der wird euch schon helfen." 
20 
25 
30 
35 
5 
10 
15
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.