Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

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136. Reibungs - Elektrizität. 
Feuerstätten, die wenig Zug haben, das heißt, wo die wärmere und stickstoff- 
reichere Luft verhindert ist, mit Leichtigkeit aufzusteigen und der kälteren Luft 
Platz zu machen, die ihren Sauerstoff noch enthält. Je heftiger dagegen der 
Zug ist, desto schneller geht der Luftwechsel um den brennenden Körper von 
statten, desto heftiger muß dieser brennen, und desto mehr Sauerstoff muß er 
in jedem Augenblicke verzehren. Daher kann man durch starkes Zublasen den 
Luftwechsel bis zu solchem Grade erhöhen, daß der brennende Körper in einer 
gegebenen Zeit mit so viel Sauerstoff in Berührung kommt, als ob er in reinem 
Sauerstoff verbrannt würde. Deshalb wird die Hitze auf unseren Schmiede¬ 
herden durch Blasebälge, in unseren Windöfen durch Zug vermehrt, und die 
Kenntnis, Feuerstätten und Ofen zu bauen, beruht hauptsächlich darauf, sie so 
anzulegen, daß die erhitzte Luft so ungehindert und so schnell als möglich auf¬ 
steigen kann. Die verschiedenen Körper verbrennen mit oder ohne Flamme. 
Das letztere ist der Fall mit solchen Körpern, welche sich nicht verflüchtigen 
können, das erstere bei solchen, aus denen sich in höherer Temperatur gasför¬ 
mige Teile entwickeln. Die Flamme ist nichts anderes als dieses Gas, welches 
verbrennt. Der Unterschied zwischen einem Körper, der bei dem Brennen bloß 
glühet, und einem anderen, welcher Flammen giebt, besteht also darin, daß im 
ersteren Falle ein feuerbeständiger Körper, im letzteren aber nur ein entwickeltes 
Gas brennt. — Beispiel: Die Steinkohle brennt für gewöhnlich mit Flammen 
und hinterläßt eine Glut, die ohne Flamme brennt. In den Gasanstalten zer¬ 
legt man durch große Hitze bei Ausschluß der Lust die Steinkohle in Gas und 
Kohle oder Coaks. Das Gas brennt nachmals als Flamme ohne Glut, die 
Kohle aber als Glut ohne Flamme. Berzelius. 
136. Reibungs- Elektrizität. 
dem Bernstein, welchen die Griechen Elektron nannten, beobachtete man 
-vi schon 600 Jahre vor Christi Geburt, daß er, gerieben, leichte Stücke Holz 
oder dergleichen anziehe. Erst im vorigen mit> in diesem Jahrhundert erkannte 
man diese Eigenschaft, und was damit weiter zusammenhangend unter dem 
Namen Elektrizität begriffen wurde, als eine gemeinsame Eigenschaft aller Kör¬ 
per, die nur darum sich verbirgt, weil viele von ihnen die entstandene Elektri¬ 
zität schleunigst fortleiten, ähnlich wie die Wärme von einem Ende des Eisens 
nach dem anderen zieht. Die bestleitenden Stosse sind die Metalle und danach 
das Wasser, die wenigstleitenden Bernstein, Glas, Harz, Seide u. s. w. Will 
man daher durch Reibung Elektrizität erzeugen, so muß man die letztgenannten 
reiben; will man die erzeugte schnell fortführen, so muß man sie ans Metall 
überleiten, und nmgiebt man das Metall mit Nichtleitern, zu denen auch die 
trockene Luft gehört, stellt man es also bloß auf einen gläsernen Fuß, so kann 
man ans dem Metall die Elektrizität sammeln. Um die Elektrizität in größerer 
Menge zu gewinnen, verwendet man eine Elektrisiermaschine, bei welcher die 
sich drehende Glasscheibe von einem Kissen gerieben wird und ihre gewonnene 
Elektriztät an einen Metallcylinder abgiebt, der sie sammelt. 
Die gesammelte Elektrizität zieht nicht nur leichte Körper au, sonderu 
stößt sie auch bald nachher, wenn sie selbst geladen sind, eben so bestimmt ab, 
und wenn man dem geladenen Sammler den Finger oder einen anderen Leiter
	        
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