Full text: [Teil 4 = Tertia, [Schülerband]] (Teil 4 = Tertia, [Schülerband])

2 22 
hatten, waren mit Weib und Kindern eingezogen und machten, indem 
sie sich auf eine öffentliche Erscheinung bereiteten, einen Unfug über den 
andern. Bald stritten sie mit dem Wirte, bald unter sich selbst; und 
wenn ihr Zank unleidlich war, so waren die Äußerungen ihres Ver¬ 
gnügens ganz und gar unerträglich. Unschlüssig, ob er gehen oder bleiben 
sollte, stand er unter dem Thore und sah den Arbeitern zu, die auf dem 
Platze ein Gerüst aufzuschlagen anfingen. 
Er ging nach seinem Zimmer die Treppe hinauf, als ein junges 
Geschöpf ihm entgegensprang, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. 
Ein kurzes seidnes Westchen mit geschlitzten spanischen Ärmeln, knappe, 
lange Beinkleider mit Puffen standen dem Kinde gar artig. Lange 
schwarze Haare waren in Locken und Zöpfen um den Kopf gekräuselt 
und gewunden. Er sah die Gestalt mit Verwunderung an und konnte 
nicht mit sich einig werden, ob er sie für einen Knaben oder für ein 
Mädchen erklären sollte. Doch entschied er sich bald für das letzte und hielt 
sie auf, da sie bei ihm vorbeikam, bot ihr einen guten Tag und fragte 
sie, wem sie angehöre, ob er schon leicht sehen konnte, daß sie ein Glied 
der springenden und tanzenden Gesellschaft sein müsse. Mit einem 
scharfen, schwarzen Seitenblick sah sie ihn an, indem sie sich von ihm 
losmachte und in die Küche lief, ohne zu antworten. 
Als er die Treppe hinaufkam, fand er auf dem weiten Vorsaale 
zwei Mannspersonen, die sich im Fechten übten oder vielmehr ihre Ge¬ 
schicklichkeit aneinander zu versuchen schienen. Der eine war offenbar 
von der Gesellschaft, die sich im Hause befand, der andere hatte ein 
weniger wildes Ansehen. Wilhelm sah ihnen zu und hatte Ursache, sie 
beide zu bewundern, und als nicht lange darauf der schwarzbärtige, 
nervige Streiter den Kampfplatz verließ, bot der andere mit vieler 
Artigkeit Wilhelmen das Rapier an. 
„Wenn Sie einen Schüler, versetzte dieser, in die Lehre nehmen 
wollen, so bin ich wohl zufrieden, mit Ihnen einige Gänge zu wagen." 
Sie fochten zusammen, und obgleich der Fremde, den wir einstweilen 
Laertes nennen wollen, dem Ankömmling weit überlegen war, so war 
er doch höflich genug, zu versichern, daß alles nur auf Übung ankomme; 
und wirklich hatte Wilhelm auch gezeigt, daß er früher von einem guten 
und gründlichen deutschen Fechtmeister unterrichtet worden war. 
Ihre Unterhaltung ward durch das Getöse unterbrochen, mit welchem 
die bunte Gesellschaft aus dem Wirtshause auszog, um die Stadt von 
ihrem Schauspiel zu benachrichtigen und auf ihre Künste begierig zu 
machen. Einem Tambour folgte der Entrepreneur zu Pferde, hinter 
ihm eine Tänzerin auf einem ähnlichen Gerippe, die ein Kind vor sich 
hielt, das mit Bändern und Flittern wohl herausgeputzt war. Darauf 
kam die übrige Truppe zu Fuß, wovon einige auf ihren Schultern 
Kinder in abenteuerlichen Stellungen leicht und bequem dahertrugen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.