Oberstufe.
A. Bilder aus dem Menschenleben.
1. Daheim und in der Fremde.
1. Glück der Kindheit.
Zu stehn in frommer Eltern Pflege,
welch schöner Segen für ein Kind!
Ihm sind gebahnt die rechten Wege,
die vielen schwer zu finden sind.
Ludwig Uhland.
2. Ein kühner Ritt und ein derber Dentkzettel.
1. Im Winter hatten die Mäuse schlimm in der Scheune meines Vaters
gehaust und Stroh wie Korn zerschroten. Das Ausdreschen der zerfetzten
Garben hatten sie dadurch erschwert, das Einsacken der Körner aber er—
leichtert. Nun zog der Winter ab. Die Sonne hob sich höher und höher
auf die Zehen und schielte wieder über das Dach der Nachbarn, das ihr
im Winter zu hoch gewesen war. Mit ihrem milden Scheine lockte sie alles
aus seinem winterlichen Versteck auf den lichten Frühlingsplan. Die Keime
bohrten nach oben und schoben Erd' und Stein beiseite. Die Knospen
schwollen und zersprengten ihre engen Leibröcke und Gürtel. Die Vögel
gaben wieder ihre Konzerte im Freien. Buben und Mägdelein sprangen mit
den Lämmern um die Wette. Der Pflug zog wieder seine langen Furchen
durch die Acker, und vor ihm wieherte das Roß, und hinter ihm wanderte der
Bauer. Wie wandelnde Sammelbüchsen folgten ihm die geschäftigen Bach—
stelzen und die muntern Stare und lasen alles Getier und Gewürm auf, das
der Pflug zutage warf. Da hielten auch die Mäuse ihren Auszug aus der
leeren Vorratskammer ins freie Feld, wo sich neue Speicher öffneten.
2. An ihrer Stelle bezogen nun die Buben die Scheuer und bohrten
und wühlten in dem Stroh besser als Mäuse. Vor ihrem Stampfen und
Schreien hat gewiß die letzte Maus die Flucht genommen. Unter den Tritten