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241. Der Knabe im Moor.
Annette v. Droste-Hülshoff.
1.0, schaurig ist’s, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
5 Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritt ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und
singt —
10 0, schaurig ist’s, übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
2. Pest hält die Fibel das zitternde
Kind
Und rennt, als ob man es jage;
15 Hohl über die Fläche sauset der Wind—
Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstige Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe ver¬
zecht;
20 Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
3. Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre;
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
25 Durch Riesenhalme wie Speere;
Und wie es rieselt und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
Das ist die gebannte Spinnenlor’,
Die den Haspel dreht im Geröhre!
4. Voran, voran, nur immer im Lauf,
Voran, als woll’ es ihn holen!
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
Es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei;
Das ist der Geigenmann ungetreu,
Das ist der diebische Fiedler Knauf,
Der den Hochzeitheller gestohlen!
5. Da birst das Moor, ein Seufzer geht
Hervor aus der klaffenden Höhle;
Weh, weh, da ruft die verdammte
Margret:
„Ho, ho, meine arme Seele!“
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
Wär’ nicht Schutzengel in seiner Näh’,
Seine bleichenden Knöchelchen fände
spät
Ein Gräber im Moorgeschwele.
6. Da mählich gründet der Boden sich,
Und drüben, neben der Weide,
Die Lampe flimmert so heimatlich,
Der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
Noch immer wirft er den scheuen Blick:
Ja, im Geröhre war’s fürchterlich,
0, schaurig war’s in der Heide!
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242. Der römische Brunnen.
Konrad Ferdinand Meyer.
Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
35 In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
243. Juki-Sonntag.
Karl Buffe.
1. Der Sonntagswind streichelt das
Binsenmeer,
40 Darüber gaukeln Libellen Her.
2. Ein alter Fischer im Kahne ruht,
Und gleißend und glänzend dehnt sich die
Flut.
3. Ein Rohrspatz schreit im Binsenmeer,
Vom Kloster läuten die Glocken her.
4. Sie wandeln die Weiten hinauf und
hinab,
Der Alte nimmt betend die Mütze ab.
Der Sonntag geht über die Felder.