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der seine Gnade anflehete. Der König hob ihn gerührt ans, verzieh
ihm und schenkte ihm sogar nachher znm Beweise seiner Huld das
erledigte Herzogthum Baiern.
Um sich dauerhaft in dein Besitze der Lausitz, der Mark und
der Länder an der Oder 311 erhalten, suchte Otto das Christenthum
dort einzuführen. Zu dem Ende errichtete er mehrere Bisthümer,
wie Me iß eil, Merseburg; lind an der Grenze der märkischen
Wenden die Bisthümer Havelberg, Brandenburg und das
Erzbisthum Magdeburg, die wie wohlthätige Sterne die Nacht
des Heidenthums im Osten immer inehr erhellten. Eben so sieg¬
reich war er gegen die Dänen. Er zog verheerend über die Eider
und eroberte Jütland bis an den Meerbusen Limfiord. Der Ort,
wo er zuni Andenken seiner Anwesenheit seine Lanze ins Meer
schleuderte, heißt Ottensund bis auf den heutigen Tag.
Kaum war (im Jahre 954) der Friede zur Freude aller Wohl¬
gesinnten geschlossen, so kamen im nächsten Jahre die Ungarn
zurück ins Baierland und droheten übermüthig, daß ihre Rosse
die deutschen Ströme austrinken sollten. Dieses Mal wurden sie
von Otto's eigenem Sohne und von seinem Schwiegersöhne, Her¬
zog Konrad, herbeigerufen, ein Beweis, wie hart er seine nächsten
Verwandten gekränkt haben mußte.
Zahlloses Volk (es wird erzählt, daß ihrer 100,000 gewesen)
tobte gegen Baiern heran und legte sich an den Lech vor Augs¬
burg. In dieser Stadt ivar der Bischof Ulrich, ein gar from-
mer lind niuthiger Mann; der machte die Augsburger wehrhaft
und stärkte sie im Vertrauen auf Gott. Wie nun die Ungarn eines
Morgens zu den Mauern aufschauten und sie von lauter Harnischen
und Schwertern leuchten sahen, ward ihnen plötzlich Botschaft, daß
der König mit dem deutschen Heerbann lvider sie auf's Lechfeld
herangezogen sei; das breitet sich zwischen deiii Lech und der Wer-
tach zehn Wegstunden weit aus. Da mochten die Ungarn vor
Kampflust nicht länger vor Augsburg liegen bleiben und ritten dem
König entgegen an den Lech. Schnell zogen nun auch die Augs¬
burger mit dem Bischof Ulrich zu dem Heerbann hinaus. Der König
theilte denselben in acht Haufen; drei davon waren lauter Baiern,
die führte Graf Eberhard non Sempt und Ebersberg an
(weil Herzog Heinrich krank lag), den vierten Haufen bildeten die
Franken, an ihrer Spitze stand Herzog Konrad, der voll Scham
über seinen Verrath war und vor Begier brannte, ihn durch einen
ehrlichen Tod in der Schlacht zu büßen; der fünfte Haufe bestand
aus den edelsten Kampfhelden des ganzen Heeres, der König selbst
war ihr Vorfechter, und vor ihm her flog der Erzengel Michael,
wie vor seinem Vater bei Merseburg; den sechsten und siebenten