Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

198 
Endlich zieht davon der Schwarm. 
Aber nun werden die Tage warn:, 
aber nun brechen die Blätter heraus, 
30 aber nun reifen die Früchte aus. 
An jedem Afte die Körbe schwer, 
richtet er's jetzt für die Großen her: 
Stützt ihm die Arme, daß er nicht 
unter dem eigenen Segen bricht! 
Ferdinand Avenarins. 
124. Die Geschichte einer Erbse. 
1 - ülu einem schönen Frühlingsmorgen guckte ein zartes, feines 
Pflänzchen mit zwei sehr kleinen, grünen Blättern heraus aus der 
dunkeln Erde. „Ei, wie hell doch der Sonnenschein ist und wie 
frisch die Luft", sagte es; ein Freudenschauer ging durch die kleine 
Pflanze, da sie sich regte und erwachte in der schönen Welt. 
„Ich wünschte, ich würde größer", war ihr Gedanke. Und 
nicht lange währte es, da durchzogen dünne Wurzelfäserchen die 
Erde, um Nahrung zu suchen für das junge Gewächs, auf daß es 
gedeihe. Und ihr Bemühen hatte Erfolg. Tag um Tag schickten die 
Wurzelfäserchen nahrhaften Saft dem hungrigen Stengel zu. Und 
Tag um Tag wurde der Stengel stärker und fester. Bald sproßten 
immer mehr Blätter aus ihm heraus und weiterhin kleine, zarte 
Ranken, die die Nachbarn umfaßten, um sich festzuhalten tm Empor¬ 
klimmen. Am liebsten hätten die zarten Pflanzen alle gar die glänzende 
Sonne erreicht in der Freude über ihr weiches, grünes Kleid und die 
zarten, kletternden Ranken. Nicht wunschlos aber war diese Freude. 
Jeder der Erbsenstengel sagte sich im geheimen: „Ob ich nicht noch 
schönere Sachen hervorbringen mag als meine grünen Blätter und 
die sich windenden Ranken?" ■—- Bald sollte der Wunsch in Erfüllung 
gehen. Schon begann hier und da eine kleine grüne Knospe im 
Winkel der Blätter zu wachsen, eine Knospe, die in wenigen Tagen sich 
zu einer zierlichen, grünweißen Blüte öffnete. Jetzt konnte die Erbse 
stolz sein und froh und zufrieden. „Was gibt es Schöneres", sprach 
sie, „als meine liebliche Blüte, was Anmutigeres als ihren süßen 
Duft und ihre artige Färbung! Mir können andre Pflanzen gar 
leid tun, die nicht so liebliche Blumen aufweisen können wie ich."
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.