VIl. Hus der Tänder- und Völkerkunde.
195. Im Barje zur Winterszeit.
1. Es ist ein schöner Januartag; eine etwa dreißig Zentimeter hohe
Schneeschicht deckt die Erde, das Thermometer steht wenige Grad unter
dem Gefrierpunkt. Eine kurze Eisenbahnfahrt bringt uns nach Thale, der
Eingangspforte in das Bodetal. Das „Dambachshaus“, eine wundervoll
inmitten dichter Wälder gelegene Försterei, ist unser Reiseziel, dem wir
tapfer zustreben.
überall herrscht feierliche Stille. Wir schauen uns um und bleiben
unwillkürlich stehen. Ein wunderbar schöner Anblick fesselt uns. Unmittel—
bar vor uns steigt der massive Gebirgsstock des Hexentanzplatzfelsens in die
Höhe; seine Abhänge und Schluchten deckt dichter Schnee; jede Kante, jeder
Felsblock tritt scharf hervor, und hoch oben im Hintergrunde winkt das
Hotel Hexentanzplatz Zur Rechten erhebt sich fast senkrecht der gewaltige
Roßtrappfelsen mit dem Gasthaus und dem Turm auf der Höhe.
Schon steigt der Weg schnell aufwärts, aber noch wandern wir auf
gebahntem Pfade.
Der Buchenwald nimmt uns auf, und der Weg wird beschwerlicher.
Der gewöhnliche Weg zum Tanzplatz ist bei hohem Schnee schwer gangbar,
und wir steigen daher den steilen, beschwerlichen, aber schönen Weg durch
das Steinbachtal bergauf. Links plätschert ein munterer Bach und springt
in kleinen Fällen zu Tal; an seinen Ufern und auf den Steinen in seinem
Bett hat sich eine dicke Eisschicht gebildet; doch den schnellfließenden Bach
hat der Frost noch nicht bezwungen. Je höher wir steigen, desto höher
wird die Schneeschicht, desto ungebahnter und beschwerlicher der Weg. Trotz
der Winterkälte wird uns warm; ab und zu bleiben wir einen Augenblick
stehen, um Atem zu schöpfen und die Herrlichkeit der Winterlandschaft um
uns zu bewundern. Welch unvergleichlicher Anblick! Alles ist ringsum
mit dickem Rauhreif bedeckt; dichter Schneebehang deckt Büsche und Bäume.
Die Tannen gleichen ungeheuren Zuckerhüten; schwer lasten die Schnee—
massen auf den Zweigen, biegen sie tief herab, und was nicht biegen wollte,
liegt gebrochen im Schnee.