zurückzukehren, erschien ihm jetzt feig. Schon längst hatte er das
Mönchsgewand abgelegt; 1525 trat er auch in den Ehestand mit
Katharina von Bora.
Im Auftrage seines Kurfürsten Johann des Beständigen
(1525—1532) ging er an eine gänzliche Neuordnung der Kirchen-
und Schulverhältnisse in Sachsen. An die Stelle des Papstes
trat als oberster Bischof der Landesfürst. Alle Klöster wurden
aufgehoben und ihre Güter eingezogen. Die Einkünfte derselben
sollten zu guten Zwecken, besonders zur Gründung von Schulen
verwendet werden. Der Gottesdienst wurde gänzlich umgestaltet,
und Luther dichtete selbst manches herrliche Lied für den Gemeinde-
gefang. Unermüdlich war er tätig im Einrichten und Bessern.
Den Geistlichen und Lehrern war sein großer Katechismus gewidmet,
den Gemeinden der kleine. Er bereitete Prediger und Lehrer vor,
führte sie ins Amt ein und unterstützte sie bei ihrer Tätigkeit. Hilf-
reich stand ihm dabei Philipp Melanchthon zur Seite, ein kleiner,
körperlich schwächlicher Mann, aber unermüdlich in der Arbeit, hoch-
gelehrt und klug. Aus seinen Kenntnissen in den alten Sprachen, be-
fonders im Griechischen, hat Luther vielen Nutzen gezogen; sein ruhiger
Zuspruch hat oft den Feuereifer des Reformators zu rechter Zeit ge-
mäßigt. Besonders tüchtig zeigte sich Melanchthon bei der Neu-
ordnuttg des Schulwesens; er war den Lutheranern „der Lehrer
Deutschlands". Kräftig unterstützt wurden die Reformatoren durch den
biederen Pommer Bugenhagen. Ein anderer Mitarbeiter und Freund
Luthers war Justus Jonas, ein ausgezeichneter Kanzelredner, der
in Halle mit fester Entschlossenheit, aber doch mit besonnener Mäßig-
keit als erster evangelischer Geistlicher für die Reformation wirkte. In
Thüringen waren Spangenberg, Mykonius und Menius tätig.
f) Fortgang der Reformation bis zum Nürnberger Religions-
frieden. Auch in der Altmark, im Erzstift Magdeburg und
in dem seit 1479 mit ihm verbundenen Bistum Halberstadt hatte
Luthers Lehre große Verbreitung gefunden. Als sich trotzdem der
Erzbischof Albrecht in seiner Geldnot um Hilfe an die größtenteils
lutherischen Stände seiner Lande wandte, übernahmen diese auf einem
Landtage zu Kalbe a. S. seine Schulden, aber forderten und erhielten
dafür das Recht der freien Ausübung des evangelischen Gottesdienstes.
Das Lieblingswerk Albrechts, in seiner Residenz Halle eine katholische
Universität zu gründen, kam über bescheidene Anfänge nicht hinaus
und verfiel. Immer offener wurde überall der Übertritt zur lutherischen
Kirche. Schließlich verließ Kardinal Albrecht unmutig seine Lande in
unserer Heimat für immer und zog sich nach Süddeutschland (Aschaffen-
bürg) zurück. Ebensowenig konnten sich die im Süden unseres Ge-
biets liegenden geistlichen Stifter, die Bistümer Merseburg, Naum-
bnrg-Zeitz, Meißen, die unter der Schutzhoheit der Wettiuer standen,