120 Neuere Zeit. 
unö hier öic Gewißheit gewonnen, ba§ bie schwedische Armee noch in ihren 
alten Stellungen std) befonb, völlig ohne Ahnung bes herannaheuben 
Wetters. Mit beschleunigten Märschen ging es weiter, bei strömenbem 
Regen, auf schlimmen Wegen; am 26. früh bei Morgengrauen würbe 
Rathenow erreicht uub ber Angriff sofort beschlossen. Durch eine glück¬ 
liche Kriegslist bemächtigte sich ber Felbmarschall Derfflinger ber wohl¬ 
bewachten Havelbrücke; bann allgemeines Vorbringen in bie Stabt von 
allen Seiten, bie fchwebische Besatzung war völlig überrascht, wehrte sich 
noch anberthalb Stunben in hartnäckigem Straßenkampfe; sie würbe teils 
niebergemacht, teils gefangen; bann war ber wichtige Posten in ber Hanb 
bes Kurfürsten. 
Hiermit waren ber rechte nnb ber linke Flügel ber schwebischen Armee, 
in Havelberg uub in Branbenburg, anseinanbergeriffen. Ohne Verbindung 
miteinander nnb ohne Kenntnis von ber Stärke bes Kurfürsten mußten 
sie beibe banach streben, so schnell als möglich ben Rückzug gegen ben 
Rhin hin zu gewinnen, um über einen ber bortigen Pässe zu kommen uub 
hinter bieser Linie sich wieber zu vereinigen. Aber eben bieg gebachte 
ihnen ber Kurfürst zu vereiteln. Sein Kriegsplan ging bahrn, ben Feind 
solange als möglich in bem Winkel zwischen Havel nnb Rhin festzuhalten, 
bie Pässe nach Norben hin ihm zu verlegen unb bann mit ber inzwischen 
herangekommenen Hauptmasse seiner Armee ihn in ber geschlossenen Falle 
zu erdrücken. Schleunigst würben unter landeskundigen Führern auf ge¬ 
heimen unb schwierigen Wegen einzelne Abteilungen voransgesanbt, um 
bie Rhiupässe zu zerstören ober zu besetzen; bie Brücke in Fehrbellin 
würbe verbrannt, bie Pässe von Kremmen unb Oranienburg besetzt; aber 
man hatte fast nur Reiterei zur Verfügung, ba bie Masse bes Fußvolks 
noch ziemlich weit auf bem Marsche vou Magdeburg her zurück war, unb 
so konnte bie Linie nicht vollständig geschlossen werben. Vor allem aber 
galt es, bem Feinde an ben Fersen zu bleiben. Wränget hatte auf bie 
Kunde von dem Falle Rathenows sich von Brandenburg her, wo er mit 
seiner Hauptmacht stand, sofort gegen ben Rhin auf Fehrbellin in Be¬ 
wegung gesetzt. Am 26. Juni trat ber Kurfürst bie Verfolgung an. Aber 
bie Schweben hatten einen zu großen Vorsprung, als baß er sie noch 
hätte abschneiden können, bei Nauen hatten bie branbenburgischen Reiter 
ein siegreiches Gefecht mit ber schwebischen Nachhut; aber den leicht zu 
verteidigenden, wohlbesetzten Paß von Nauen gewannen die Schweden 
glücklich und damit eine kostbare Zeit für die Fortsetzung ihres Rückzuges. 
Sobald ihn die Schweben geräumt hatten, noch in ber Nacht bes 27. Juni, 
stürmte ihnen bie branbenburgische Avantgarde unter dem Landgrafen 
Friedrich von Hessen-Homburg nach. Um 6 Uhr morgens holte er die 
schwedische Nachhut bei dem Dorfe Linum ein, eine halbe Meile von Fehr- 
bellin. Er konnte der Versuchung zum Angriff, wenn er auch nur über
	        
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