Full text: [Stufe 2, [Schülerband]] (Stufe 2, [Schülerband])

kohlen, in Pech hütten siedet man das von den Bäumen gesammelte 
Haͤrz und verarbeitet es zu Pech; in Rußhütten wird däs unreine 
Harz zu Kienruß verbrannt, den man dann in lleine tonnenähnliche 
Behälter aus breiten Holzspänen, in Rußbutten, verpackt und als 
Färbemittel versendet. 
Die Vogtländer sind zutraulich, gemütlich, lebenslustig wie die Erz⸗ 
gebirger, e derber, in ihrem Koͤrperbaue kräftiger und weniger 
gesprächig als diese. Musik und Gesang lieben sie über alles und 
fröhlichen Festen, bei den Zusammenkünften abends auf der Straße, 
sowie beim Tanze kann man die Mädchen und die jungen Burschen 
ihre heiteren Liedchen singen hören. Die Sprache der Vogtländer 
weicht vielfach von unserer Schriftsprache ab. Man sagt „net“ statt 
nicht, „le“ statt chen, (Häusle“ statt Häuschen), läßt das e unden 
am Ende der Wörter weg („mei“, „dei“ statt mein, dein, oder „Mütz“, 
„Stub“ statt Mütze, Stube), setzt g statt j, unterscheidet nicht ö von e, 
nicht ü von i, nicht äu oder eu von ei; wenn daher der Fremde einen 
Vogtländer rasch sprechen hört: „J hoo soot.“ — „Der Maä is net der⸗ 
häm.“ — „Sei die Sei aä sei Sei?“ — ahnt der Gung ka Gack aal“ 
so wird er schwer verstehen, daß das heißen soll: „Ich habe satt (genug).“ 
„Der Mann ist nicht daheim.“ „Sind die Säue (Schweine) auch seine 
Säue?“ „Hat der Junge keine Jacke an!“ 
14. Pogtlãändische Gewerbthätigkeit. 
Die Bewohner des Vogtlandes sind ein gewerbfleißiges Völkchen. 
Da Waldwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht einen verhältnismäßig nur 
geringen Teil ernähren können, so müssen die arbeitslustigen Hände sich 
anderen Erwerbszweigen zuwenden. Obenan steht die Herstellung baum— 
wollener Stoffe, die Baumwollenindustrie, die in der freundlichen 
Hauptstadt des Vogtlandes, in Plauen, von früher her ihren Mittel— 
punkt hat. Schon im Mittelalter blühte hier die Tuchmacherei, und 
durch evangelische Baumwollenwirker, die im 16. Jahrhunderte einge— 
wandert waren, ward auch ihr Gewerbe hier bald heimisch. Sie fertigten 
anfangs Schleier und ähnliche feine Stoffe, die weithin Abgang fanden. 
Dazu kam später die Herstellung anderer baumwollener, halbwollener, 
halbleinener und halbseidener Stoffe, wie Barchent, Kattun, Battist, Mull, 
Musselin u. dergl., die als „Plauensche Ware“ bald auf allen Märklen 
gesucht waren. In neuerer Zeit nimmt die Herstellung von Gardinen 
unter der „Plauenschen Ware“ eine der ersten Stellen ein. Von 
Plauen aus hat sich die Baumwollenindustrie nach einer großen Zahl 
von Städten und Dörfern des Vogtlandes verbreitet. Auch werden 
dort sehr viele Bekleidungsgegenstände für Frauen und Kinder ange— 
fertigt, wie Kleidchen, Schürzchen, Kräuschen, Lätzchen, Kragen, Man⸗ 
schetlen, Schleifen, Schürzen, Unterröcke u. dergl., und ebenso orfreuen 
sich die Anstalten, in denen die erzeugten Waren gefärbt, gebleicht, be— 
druͤckt und sonst verschönert werden, weithin eines guten Rufes. Wegen 
der günstigen Lage Plauens ist auch sein Handel bedeutend. Schon 
im Mittelalter wurde die Stadt von einer Straße berührt, die vom 
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