Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

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144. Das 5alz. 
144. Das Salz. 
'YYVnn das Wasser die Urgesteine oder auch später gebildete Steine zerstört, 
41/ so bildet es körnigen Sand ans dem Quarz, Thon aus dem Feldspat 
und Glimmer. Ersterer fällt bald zu Boden, letzterer trübt lange das Wasser und 
setzt sich erst allmählich ab, allein alle Bestandteile der Gesteine und Erden, 
welche gleich dem Zucker oder Salze wirklich auflöslich im Wasser sind, so daß 
man dem klaren Wasser seinen Gehalt nicht ansehen, nur anschmecken kann, sie 
bleiben in dem Wasser zurück, wenn auch oft so verdünnt, daß nur in seltenen 
Fällen der Geschmack die Mineralquelle verrät. So eilen diese löslichen Teile 
mit in das Meer und häufen sich daselbst an, weil die Ströme unaufhörlich 
dergleichen schwach mineralisches Wasser ergießen, während die entsprechende 
Abnahme des Meeres durch Verdunstung geschieht, also im unsichtbaren Wasser¬ 
dampf immer nur chemisch reines Wasser abgegeben wird. 
Aus diese Weise geben die löslichen Mineralstosse dem Wasser des Meeres 
einen bittersalzigen Geschmack. Die Hauptmasse dieser Stosse besieht aus Kalk¬ 
salzen, besonders Gips, aus Bittersalzen und aus Kochsalz. Die Kalk- und 
Bittersalze werden von den Muscheln, Schnecken und Polypen teilweise wieder 
aus dem Wasser gesondert, indem sie daraus ihre Häuser und Stöcke und im 
Laufe der Zeiten Felsmassen neu erbauen. Das Kochsalz aber mit viel Gips 
lind Bittersalzen bleibt in dem Meere zurück, und wenn man das Wasser künstlich 
über Feuer oder in abgesonderten Lagunen vor der Sonne verdampft, so schießt 
das Kochsalz und der Gips in Krystallen daraus an, während die Bittersalze 
in den Laugen zurückbleiben. 
An einigen Stellen der Erde hat man kleine, vom Weltmeer abgesonderte 
Meere, wie z. B. das kaspische Meer und das tote Meer, in diesen wird der 
Salzgehalt viel stärker, als im Ozean; bei einigen noch kleineren, namentlich in 
heißen Gegenden, auch in Südrußland gelegenen Meeresteilen, die man Salz- 
seeen nennt, wird der Salzgehalt so stark, daß das Wasser nicht alles in Auf¬ 
lösung halten kann, da 100 Pfund Wasser nur 26 Pfund Salz klar aufnehmen, 
und deshalb muß es sich ausscheiden. Es bildet aber nicht wie das Eis auf 
der Oberfläche eine schimmernde Decke, sondern, da es schwerer ist als Wasser, 
am Boden eine feste Salzbank, die einer Eisbank sonst nicht unähnlich ist und 
von den Anwohnern in großen Blöcken zum Gebrauch herausgebrochen wird. 
Dergleichen Salzabsätze aus Meeresarmeu oder Meeresbuchten müssen in 
früheren Weltaltern gleichfalls erfolgt sein, und zwar, wie der Augenschein lehrt, 
in viel größerem Maßstabe, als gegenwärtig, denn in allen Tiefen der Erdrinde 
findet man mächtige Lager von Steinsalz und Gips, welche auch nicht selten 
wie blendendes Eis und hart gefrorener Schnee aus der Erde hervorragen und, 
langsain vom Regenwasser benagt, allmählich wieder dem Meere zugeführt werden. 
Wo in größerer Tiefe die Salzbänke zwischen Thon und Sandstein oder 
Kalkstein gelagert sind, da bringen oft die Quellwasser dasselbe in Auflösung 
mit empor, und aus solchen Salzquellen haben jahrtausendelang manche Völker 
durch sorgsames Kochen ihren Bedarf gewonnen; denn die Tiere des Waldes, 
welche auch nach Salz begierig sind, haben überall jede, auch die schwächste 
Salzquelle ausfindig gemacht und den Menschen gezeigt. Andere Völker haben von
	        
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