VI. Arbeit und Spiel. 101
zeigen, wie ich fleißig bin!“ Er nahm ein Lesebuch und ging hinunter auf
die Straße. Auf der Straße lag ein dicker Baumstamm; auf den setzte sich
der Knabe. Dort mußten die Leute alle vorbei. Er nimmt das Buch auf den
Schoß, hält's aber verkehrt, so daß die Buchstaben alle auf dem Kopfe stehen.
Da fitzt er, guckt hinein und baumelt mit den Beinen; bald nickt er aber mit
dem Kopfe, denn er ist eingeschlafen.
z Wer kommt um die Ecke am Gartenzaun? — Der Ziegenbock ist's,
ein munterer Geselle, der seine Kopfarbeit wohl gelernt hat und es mit jedem
darin aufnimmt, denn seine Hörner sind groß, und seine Stirn ist hart. Der
tritt zu dem schnarchenden Buben und sieht ihn nicken. „Hei,“ denkt er,
„meinst du mich? Ich bin schon dabei!“ Er stampft mit den Vorderbeinen
und geht einige Schritt zurück. Der Junge nickt wieder. „Gleich!“ meint der
Bock, nimmt einen Anlauf, bäumt sich auf den Hinterfüßen empor und puff!
giebl's einen Stoß: der Bock an des Buben Kopf, der Bub' rückwärts hinunter
bom Baumstamm, das Buch empor, hoch in die Luft! Heulend rafft sich der
Junge auf und eilt in das Haus. Hat er keinen Buchstaben im Kopfe, hat
er doch eine Beule daran.
1. Der Bock steht aber verwundert über den leichten Sieg wieder am
Wege und wartet, ob wieder ein Bub kommt, der nichts gelernt hat und auf
der Straße dann einschläft. Hermann Wagner.
144. Lied vom feinen Mädchen.
Ich bin ein feines Mädchen,
kann drehen das Rädchen,
kann stricken
die Maschen
und flicken
die Taschen,
kann nädeln
und putzen
und fädeln
und stutzen,
kann singen
und springen
und braten und kochen
das Fleisch und die Knochen. Friedrich Güll.
145. Vom Lernen.
Lerne was, so kKannst du was! — übung macht den Meister. —
Wer nicht hören will, muss fühlen. — Durch Schaden wird man Klusg.
Volksmund.