16
§ 3. Oberfläche, Bewässerung und Besiedelung.
An der Blau: ^Blaubeuren, ehemals Kloster, jetzt evangel. theolo¬
gisches Seminar, berühmter Hochaltar, hinter dem Kloster der Blautopf, auf der
Höhe das Ruseuschloß, eine stattliche Ruine, Zementwerk, Leinwandfabrikation.
An der Brenz: *Heidenheim, 12000 E., bedeutende Industrie, besou-
ders Baumwollverarbeitung, die „württ. Kattunmanufaktur" feit 1856, Ma¬
schinen-, Zigarren-, Verbandstoffabriken, Webschule, Schloß Hellenstein. Königs-
bronn, königl. Hüttenwerk. Giengen, einstige Reichsstadt, seit 1803 württem-
bergisch, Filzfabrik.
An der Egge: *Neresheim, Schloß und ehemalige Klosterkirche. In
der Nähe Schloß Kopfenburg, jetzt Sitz eines Kameral- und Revieramts.
4. Die Hochebene von Oberschwaben.
Südlich von der Schwäbischen Alb liegt die Hochebene von Ober-
schwaben; sie hat eine Länge von etwa 70 km uud eine Breite von etwa
50 km uud ist begreuzt im N. von der Donau, im O. von der Jller, im
S. von dem Bodensee; im W. gegen Baden und Hohenzollern ist eine künst-
liche Grenze gezogen.
Oberschwaben ist ein Teil des nördlichen Alpenvorlandes, d. h. jener weiten L?och-
ebene, die nördlich von den Alpen durch die Schweiz, Baden, hohenzollern, Württem-
berg und Bayern sich erstreckt.
Oberschwaben (ebenso die Bayrische Hochebene) ist keineswegs eine durch-
aus ebene Fläche, sondern von Tälern mannigfach durchfurcht und von
Hügelreihen durchzogen, eine wellenförmige Hochebene von durchschnittlich
600 m Höhe.
An der nördlichen Grenze erhebt sich der Bussen ein Ausläufer der
Alb mit großartiger Rundsicht, eine Opferstätte heidnischer Zeit; bei Ravens-
bürg die Wald bürg und der Gehrenberg; bei Lentkirch Schloß Zeil; im
S.O. ein Ausläufer der Algäuer Alpen mit dem Schwarzen Grat bei Jsny
(1119 m hoch, der zweithöchste Punkt des Landes). Württemberg hat somit
auch au den Alpen einen allerdings bescheidenen Anteil.
Der landschaftliche Charakter (Dberschwabens ist wesentlich dadurch be-
einflußt, daß der Untergrund, der in der Hauptsache aus Ulolassebildungen be-
steht, in weitem Umfang durch die Gebilde der Eiszeit überlagert ist. Aus Grau-
bünden in der Schweiz rückte einst ein Eisstrom, der Rheintalqletscher, das obere
Rheintal herab und brachte große Nassen alpinen Schuttes, Moränen, mit sich. Jener
Gletscher erlebte verschiedene Perioden des Wachstums und des Rückgangs; er bedeckte
in einer älteren Eiszeit Gberschwaben bis zur Donau, ja überschritt diese in der Ried-
linger Gegend und erreicbte den Fuß der Schwäbischen Alb. Weniger weit reichte der
Gletscher in einer jüngeren Eiszeit; seine Grenze zog sich quer durch Gberschwaben in
der ungefähren Linie pfullendorf—Schufsenried—Waldsee —Leutkirch—Isny und fällt
im großen ganzen mit der Wasserscheide zwischen Donau und Bodensee zusammen.
Nördlich von dieser Grenze wurde durch das abfließende Gletscherwasser die
Spur des Gletschers an der Gberfläcbe großenteils verwischt. Da lagern sich lang-
gestreckte, flache Bergrücken bis gegen die Donau, mit der höchsten Erhebung im S.
und allmählicher Senkung nach ZT., dazwischen sind ziemlich breite Längstäler, nur
wenig vertieft, durch welche die Gewässer in mancherlei Krümmungen der Donau zu-
fließen.
Im südlichen Teil dagegen ist die Gletscherlandschaft in der Gberflächengestalt
unversehrt erhalten: Tausende von Uloränenbügeln liegen wie Ulaulwurfshaufen regel-
los nebeneinander, aus den mannigfachsten alpinen Gesteinen der verschiedensten Größe
bestehend, von gewaltigen Blöcken — den sog. erratischen, d. h. verirrten Blöcken —
bis zu Ries und Sand.
1 Vergleiche die Tabelle auf S. 26.