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Eins ums andre, wie ein Kleinod
hielten sie ihr Haus in Hut.
Sieh doch, wie die kleinen Köpfchen
streckt hervor die junge Brut.
Und die Alten, eins ums andre,
bringen ihnen Nahrung dar.
O, wie köstlich ist zu schauen
ein so liebes Schwalbenpaar!
Mutter, weißt du noch, wie neulich
krank im Bett ich lag und litt?
Pflegtest mich so süß, und abends
brachte Vater mir was mit.
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50. Schwalbenliebe.
CEenz.)
Als ein Schiff bei Kamtschatka vor Anker lag, baute ein Schwalben—
paar ruhig sein Nest nahe bei einer Kajüte. Ungestört von dem Lärm
der Arbeiten auf dem Schiffe, brütete das liebende Paar seine Jungen
aus, fütterte sie mit der zärtlichsten Sorgfalt und zwitscherte ihnen fröh—
15 liche Lieder vor. Da entfernte sich plötzlich ihre friedliche Hütte vom Lande.
Sie schienen darüber in Erstaunen zu geraten und umkreisten ängstlich das
immer weiter eilende Schiff, holten aber doch noch vom Lande Nahrung
für die Jungen, bis die Entfernung zu groß wurde. Da ging der Kampf
zwischen Selbsterhaltung und Elternliebe an. Lange noch umflogen sie
das Schiff, verschwanden dann auf einige Zeit, kehrten plötzlich wieder,
setzten sich zu ihren hungrigen Jungen, die ihnen die offenen Schnäbel
entgegenstreckten, und schienen sich zu beklagen, daß sie keine Nahrung für
sie finden konnten.
Dieses Verschwinden und Wiedererscheinen dauerte noch einige Zeit.
25 Endlich blieben sie aus, und nun nahmen sich die Matrosen der Ver—
waiseten an.