Full text: [Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband])

86 
des Lämmleins gewahr ward, lief er zu ihm und sprach: „Warum trübest du 
mir das Wasser, daß ich nicht trinken kann?“ Das Lämmlein antwortet: „Wie 
kann ich dir's Wasser trüben? Trinkest du doch über mir und möchtest es mir 
wohl trüben.“ Der Wolf sprach: „Wie? fluchst du mir noch dazu?“ Das 
b Lämmlein antwortet: „Ich fluche dir nicht.“ Der Wolf sprach: „Ja, dein 
Vater that mir vor sechs Monden auch ein solches.“ Das Lämmlein ant— 
wortet: „Bin ich doch dazumal nicht geboren gewesen, wie soll ich meines 
Vaters entgelten?“ Der Wolf sprach: „So hast du mir aber meine Wiesen 
und Acker abgenaget und verderbet.“ Das Lämmlein antwortet: „Wie ist 
10 das möglich? habe ich doch keine Zähne.“ — „Ei,“ sprach der Wolf, „und 
wenn du gleich viel ausreden und schwatzen kannst, will ich dennoch heut 
nicht ungefressen bleiben,“ und würget also das unschuldige Lämmlein und fraß es. 
Der Welt Lauf ist: Wer fromm sein will, der muß leiden, sollte man 
eine Sache vom alten Zaun brechen: denn Gewalt gehet vor Recht. Wenn 
15 man dem Hunde zu will, so hat er das Leder gefressen; wenn der Wolf will, 
so ist das Lamm unrecht. 
0 
135. Fuchs und Hahn. 
Mey) 
F. Wer rät mir ein Rätsel? Wer ist so klug? 
H. Komm, sag mir's; ich habe Verstand genug. 
F. Einen Kopf hat er voll von Hinterlist, 
Eine Schnauze, die gern was Gutes frißt, 
jetzt kommt er gesprungen und packet dich. 
H. O weh mir Armen! jetzt frißt er mich.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.