94 
161. Das Huseisen. 
ohristoph von Sohmid. 
esammelte Schriften. XVI. Bdeh. 2. Aufi. Augsburg. 1861. 8. 18. 
1. Ein Bauersmann ging mit seinem Sohne Thomas 
über Feld. „Sieh,“ sprach der Vater unterwegs, „da 
liegt ein Stück von einem Hufeisen auf der Straßel 
Heb es auf, und steck es ein „Ei,“ sagte Thomas, 
das ist ja nicht der Mühe wert, daß man sich darum 
bce!“ Der Vater hob das Eisen stillschweigend auf 
und schob es in die Tasche. Im nächsten Dorfe verkaufte 
er es dem Schmiede für einige Pfennig und kaufte für 
das Geld Kirschen. 
2 Beide gingen weiter. Die Sonne schien sehr heiß; 
weit und breit war kein Haus, kein Baum und keine 
Quelle zu sehen, und Thomas verschmachtete beinahe 
vor Durst. Da ließ der Vater, wie von ungefähr, eine 
Kirsche fallen. Thomas hob sie so begierig auf, als wäre 
sie Gold, und fuhr damit sogleich dem Munde zu. Nach 
einiger Zeit ließ der Vater wieder eine Kirsche fallen; 
Thomas bückte sich ebenso schnell darnach. So ließ der 
Vater ihn nach und nach alle Kirschen aufheben. Als 
Thomas die letzte verzehrt hatte, waͤndte der Vater sich 
lchelnd um und sprach: „Sieh, wenn du dich um das 
Hufeisen ein einziges Mal hättest bücken mögen, so hättest 
du dich um die Kirschen nicht so viele Male bücken müssen 
162. Der Stier und der Hund. 
Ein Hund lag auf einem Heuhaufen. Da kam ein 
Stier hinzu und wollte davon fressen, aber der Hund 
bellle und biß und ließ den Stier nichts vom Heue 
nehmen. „Du bist doch ein wüster Neidhammel,“ sagte 
der Sler. Was du selber nicht genießen kannst, gönnst 
du auch den andern nicht.“ 
*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.