fullscreen: [Teil 4 = Quarta, [Schülerband]] (Teil 4 = Quarta, [Schülerband])

206 
VITI. Aus der Erd- und Völkerkunde. 
aber doch nicht jedermanns Sache, selbst wenn er, wie im Lande seiner 
Herkunft, mit einer ebenso dicken Butterlage bestrichen wird, als die 
Stärke der Brotschnitte beträgt. Ja mancher wird das Urteil jenes 
Franzosen unterschreiben, der das seltsame Wort nach seiner Art mit 
don pour niekel (gut für Nickel — Schweine, Hunde, Kaninchen) 
erklärte, während es entweder aus donus xmnieulus (gutes Brot) ent¬ 
standen oder eine volkstümliche deutsche Bildung ist. 
Was den Genuß der flüssigen Nahrungsmittel betrifft, so standen 
die Sachsen bis zum Beginn der Neuzeit im Rufe der stärksten Bier¬ 
trinker, ernteten also das zweifelhafte Lob, das jetzt ohne Bedenken 
den Bayern erteilt wird. Indes sind jene Zeiten des übertriebenen 
Biergenusses für das nordwestliche Deutschland vorüber. Jetzt hat in 
den niederen Ständen der Gerstensaft einen bedeutenden Nebenbuhler 
am Branntwein, in den höheren am Rotwein und am Tee erhalten; 
ja vielfach spielt der letztere im Haushalt der Familie eine solche 
Rolle, daß z. B. in Flensburg die Abendstunden danach bestimmt 
werden: vor dem Tee, zum Tee und nach dem Tee. Zuweilen wird 
von westfälischen und hannoverschen Landleuten noch heute der alt¬ 
deutsche Labetrunk aus gegorenem Honig (Met) zum Willkommengruße 
gereicht. 
Wie der Niedersachse in dieser Beziehung seiner alten Gewohnheit 
treu geblieben ist, so hat er auch in anderer Hinsicht die Sitte und 
Art der Väter sorgfältig gewahrt. Das zeigt sich schon in seinen! 
Äußern. Wenn irgendwo, so findet man im nordwestlichen Deutsch¬ 
land den germanischen Körpertypus unverfälscht erhalten. Mit Recht 
bemerkt Annette v. Droste-Hülshoff, es gebe in ihrer Heimat alte 
Flachsköpfe, die vor Blondheit nicht grau würden, und nach den Unter¬ 
suchungen, die Professor Virchow vor einer Reihe von Jahren an den 
Schulkindern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hat vornehmen 
lassen, ist der stärkste Prozentsatz Blondhaariger und Blauäugiger im 
Norden. Auch entspricht der schmale Gesichtsschnitt und der schlanke 
Wuchs der Niedersachsen am besten den Vorstellungen, die wir uns 
von den alten Germanen zu machen pflegen; wir begegnen ihm, jedoch 
vereinigt mit brünettem Typus, nur noch im Südosten, dagegen weisen 
der Nordoften und der Südwesten, wo stärkere Mischungen mit Slaven 
und Kelten stattgefunden haben, viel Menschen mit dem Lutherschen 
Breitgesicht auf. Dabei sind die stattlichen Gestalten der Sachsen 
kraftbegabt, gestählt durch Feldarbeit oder durch den unaufhörlichen 
Kampf mit den Wogen, gegen deren zerstörende Tätigkeit es gilt, un¬ 
ermüdlich „auf dem Damme" zu sein. 
Ebensowenig wie die äußere Erscheinung hat sich bei ihnen die 
Anlage von Haus und Hos geändert, vielmehr entspricht die Bauart
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.