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rung suchen, kriecht auf dem Stiel ein Wurm herbei. Mit
furchtbaren Zangen ist sein Kopf bewaffnet. Wild packt er die
erste Blattlaus, die er trifft, schlägt seine Zähne tief in ihren
weichen Leib und saugt sie auss Nichts als die dünne Haut
bleibt liegen. Er kriecht weiter, eine zweite wird gepackt und
ausgesogen, dann eine dritte, vierte. In wenig Stunden ist
das Blatt bedeckt mit lauter Totenhüllen. Was ist dies aber
für ein gefräßiges Tier, das viel schlimmer unter den Blatt—
läusen wütet, als ein Wolf unter den Schafen? O, aus die—
sem mordbegierigen Wurme entsteht ein Liebling aller Kinder,
das kleine rote Sonnenkäferchen mit den 7 schwaärzen Punklen.
Dies Käferchen legt seine Eier an den Zweig des Baumes
und die ausschlüpfenden Maden nähren sich von Blattläusen,
bis sie sich wiederum in Käferchen verwandeln. Oft sind die
Blattläuse in so großer Anzahl da, daß sie selbst den Bäumen
nachteilig sein würden, wenn nicht jene Würmchen die Über—
zahl verzehrten. So sorgt der liebe Gott, daß die junge Ameise
süßen Honigsaft erhält, daß das Sonnenkäferchen sich nährt,
die Blaktlaus Speise hat, und doch der Wald alljährlich freu—
dig grünt und blüht. Er sorgt für das kleinste Tier als
liebevoller Vater, um wie viel mehr sorgt er für die Men—⸗
schenkinder!
V. Das Wasser.
1. Das Wassertröpflein.
Tröpflein muß zur Erde fallen,
muß das zarte Blümlein netzen,
muß mit Quellen weiter wallen,
muß das Fischlein auch ergetzen,
muß im Bach die Mühle schlagen,
muß im Strom die Schiffe tragen,
und wo wären dann die Meere,
wenn nicht erst das Tröpflein wäre!
2. Quelle, Bach, Fluß, Strom.
Eine große Menge Wasser sammelt sich an verschiedenen
Orten in der Erde, vorzüglich in den Bergen. Ist die Was—
sermenge sehr groß geworden, so sucht sie sich einen Ausweg
und quillt wieder aus der Erde. Wo dies geschieht, ist eine