Full text: Lesebuch für Mittel-Klassen in katholischen Elementar-Schulen

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kam mit Friedrich von Baden und 500 Rittern nach Nom und 
floh, als der unbarmherzige Gegner heranrückte, durch die 
Campagna nach der Meeresküste. Ein Fahrzeug nahm die 
Flüchtigen auf, und schon glaubten sie sich gerettet, als ein 
römischer Graf ihnen mit einem Schnellsegler nachsetzte, sie ge¬ 
fangen nahm und an Karl von Anjou auslieferte. Unter der 
ungerechten Anklage, daß Konradin ihm nach dem Leben ge¬ 
trachtet habe, stellte Karl seinen Gefangenen vor Gericht. Nur 
einer von sämtlichen Richtern, ein verworfener Mensch, stimmte 
dem Könige bei; trotzdem sprach Karl das Todesurteil über 
seinen unglücklichen Gegner aus. Beim Schachspiel vernahm 
dieser die schreckliche Kunde. Mit seinem Freunde Friedrich be¬ 
stieg er am 29. Oktober 1268 zu Neapel das nahe am Meer 
errichtete Schafott. Als das Todesurteil verlesen war, legte er 
sein Oberkleid ab, sprach knieend sein letztes Gebet und rief: 
„O Mutter, welche Schmerzen bereite ich dir !" Flehend hob er 
die Arme zum Himmel und empfing den Todesstreich. Friedrich 
von Baden schrie vor Wut und Schmerz laut auf; wenige 
Minuten nachher fiel auch sein Haupt. Selbst die französischen 
Richter konnten ihre Tränen nicht zurückhalten; nur Karl sah 
unbewegt die Opfer seiner Rache verbluten. So endigte der 
letzte Sproß des ruhmreichen Geschlechts der Hohenstaufen. 
54. Die Turniere. 
Die Turniere des Mittelalters waren feierliche Waffenspiele, 
die den Rittern Gelegenheit gaben Proben ihrer Tapferkeit und 
Übung in der Kriegskunst abzulegen. Der Tag eines solchen 
Wettkampfes ward vorher durch Boten im Lande angesagt. 
Dann strömten, um den für den Sieger ausgesetzten Preis zu 
erringen, die Abenteuerlustigen herbei; Verwandte und Frauen 
zogen mit, immer größer ward in der Nähe des Zieles die 
Schar. Wer in der Burg oder Stadt keine Herberge fand, mußte 
sein Zelt im Freien aufschlagen. Als Erkennungszeichen steckte 
man das Wappen auf, der Ritter den mit farbigen Streifen
	        
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