fullscreen: Das Vaterland ([4])

mich, ja, ja. Aber jetzt komm!“ Damit setzten sich die beiden 
in Galopp und erreichten in grossen Sätzen die väterliche Mühle, 
die am klaren, sprudelnden Bergbache abseits vom Dorfe lag. 
Jeden Morgen nach 11 Uhr wiederholte sich die Begrtissungs- 
scene seit dem Frühling, da Hans seinen Schulsack schnallen 
und abwandern musste zum regelmässigen Lernen. Da hatte 
Leo winselnd und heulend seinen Spielkameraden begleitet auf 
die Landstrasse, und lange hatte es gebraucht, bis er begriffen, 
er dürfe nicht weiter mitgehen. 
2. Kamen die beiden atemlos an der Mühle an, dann setzte 
sich Leo auf die Steinplatte vor dem Hause und wartete, bis 
Hans wieder zurückkam von drinnen. Dass es nicht lange 
dauerte, wusste er. Hans hatte bei der gütigen Mutter ein Stück 
Brot geholt. 
„Lass mich doch, Leo, brauchst nicht so zu Stössen, es ist 
ja dein, aber wart doch,“ — damit legte Hans schützend seine 
Hand auf die Hosentasche, um sein erbeutetes Stück vor der 
zudringlich stossenden Nase Leos zu schützen. Dann rannte er 
nach einem Lattenzaun, schwang sich hinauf, um in etwas ge¬ 
sicherter Höhe sein Brot zu verschmausen. Leo setzte sich vor 
ihn hin und verfolgte mit rot leuchtenden Augen jeden Bissen, 
der im Munde des Knaben verschwand. Aber mancher flog im 
Bogen in seinen Rachen, den er geschickt öffnete. Manchmal 
hielt ihm Hans den Brocken lange an die Nase und liess ihn 
schliesslich in den eigenen Mund spazieren. Dann klopfte Leo 
mit dem Schwanz auf den Boden, dass es schallte, als wollte er 
sagen: „Weil du’s bist, lasse ich mir das gefallen, sonst würde 
ich schnappen. Aber wir beide verstehen Spass.“ 
3. Nach dem Mittagsessen sah Hans durchs Fenster, wie 
Friedrich, der Knecht, den grossen Leiterwagen, mit vollen, 
schweren Mehlsäcken bepackt, zur Abfahrt rüstete. „Vater, wo 
geht Friedrich hin?“ „Nach W. hinunter mit starker Fracht.“ 
„0, darf ich mit, ich hab' keine Schule, bitte, Vater!“ „Nein, 
nein, du kannst nicht mit, der Vater fährt nicht mit, der Friedrich 
geht allein,“ legte sich die Mutter besorgt in die Verhandlung. 
Der Knabe heftete seine Blicke flehend auf des Vaters Gesicht, 
von dem er alles Gute hoffte. 
„Du bist freilich noch nie ohne mich gefahren, aber der 
Friedrich ist zuverlässig. Willst du ihn lassen, Mutter?“ „Un¬ 
gern,“ war die Antwort. Hans aber hörte diese schon nicht 
mehr. Auf und davon war er und kletterte eiligst auf das Brett 
vorne am Wagen und fasste das Leitseil. „Leo, wir fahren, 
hurra, Leo!“ Und Leo sprang hoch auf neben dem Wagen, der 
rasselnd die Landstrasse entlang rollte. Es war ein stiller, 
milder Wintertag. Wie vergnügt schaute Hans um sich, wie 
jauchzte er, als der Wagen über die Brücke fuhr und die grünen,
	        
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