Full text: Neue und neueste Geschichte (Theil 3)

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Ton gegen Prenßen an; er verlangte, daß Preußen Anspach an 
Skiern, Neuenburg und Wesel an Frankreich abtreten solle; da¬ 
gegen sollte es ^Hannover nehmen (Napoleon wollte hierdurch 
Preußen mit England verfeinde«). Da dem Minister Haugwitz 
nur wenige Stunden Zeit gelassen waren, sich zwischen Annahme 
dieser Bedingungen und dem Kriege zu entscheiden, so unterschrieb 
der eingeschüchterte Mann den Vertrag. Der König weigerte sich, 
denselben zu vollziehen; nachdem aber Oestreich mit Frankreich 
Frieden geschlossen hatte, wagte es Friedrich Wilhelm nicht, die 
Verhandlungen abzubrechen und erklärte sich bereit, Hannover „einst¬ 
weilen in Verwahrung zu nehmen". Haugwitz eilte mit einem 
neuen Vertrage nach Paris. Aber Napoleon trat noch viel heftiger 
auf, als vorher; er verlangte, daß Preußen Hannover unwider¬ 
ruflich annehme und feine Häsen den Engländern sperre. Wieder 
sah sich Haugwitz, wertn er den Krieg vermeiden wollte, genöthigt, 
zu unterzeichnen, und noch ehe der König den Vertrag genehmigt 
hatte, besetzte Napoleon schon Neuenburg, Auspach und Wesel. 
Auch dazu schwieg Friedrich Wilhelm, um keine Veranlassung zum 
Kriege zu geben; aber England erklärte sofort nach Bekanntwerden 
des Vertrages feine Feindschaft an Preußen und schädigte den 
Handel Preußens durch Wegnahme von Schiffen. 
Nachdem auf diese Weise der eine Zweck, die Verfeindung 
Preußens mit England erreicht war, bot Napoleon insgeheim 
wieder Hannover den Engländern, Preußisch-Polen den Russen an, 
wenn sie mit ihm Frieden schließen wollten. Zugleich forderte er 
Preußen auf, einen Bund mit den norddeutschen Staaten, einen 
Bund ähnlich dem Rheinbund zu schließen; die betheiligten Staaten 
aber warnte er vor dein Beitritt zu diesem Bunde; auch Schweden 
wiegelte er gegen Preußen auf. Da ermannte sich Friedrich Wil¬ 
helm; mit England und Schweden föhnte er sich ans und ver¬ 
sicherte sich der Hülfe Rußlands. Als Napoleon auf feine Forde¬ 
rungen, Wesel herauszugeben und die französischen Heere hinter 
ben Rhein zurückzuziehen, gar nicht antwortete, so erklärte er, wie¬ 
wohl mit schwerem Herzen, denn seine Kassen waren leer und die 
vom Vater übernommene Schuldenlast drückte das Volk schwer, am 
9. October 1806 an Frankreich den Krieg. 
Mit Jubel wurde von Volk und Heer die Kriegserklärung 
aufgenommen; besonders die Armee war in gewisser Siegeszuversicht 
erregt. Noch war die äußere Heeresordnung wie zur Zeit Fried¬ 
richs d. Gr. vorhanden; aber der Geist, der ihr damals inne 
wohnte, fehlte. Die Befehlshaberftellen waren meist mit alten
	        
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