Full text: Auswahl deutscher Dichtungen aus dem Mittelalter

Vor Jericho hin; der Gottessohn 
In der Menge, der mächtige Zwei Männer saßen am Wege, 
Erblindet beide, der Besserung bedürftig, 
10 Daß sie heilte der Himmelswalter, 
Die sie leider lange nun des Lichtes entbehrten, 
So manche Stunde. Sie hörten die Menge nahe 
Und fragten sofort beflissentlich, 
Die Starrblinden, was für ein starker Held 
15 In dem nahenden Volke der vornehmste wäre, 
Der hehrste Häuptling. Der Helben einer versetzte, 
Daß Jesus Christus von Galiläaland, 
Der Heilande bester, der Hehrste wäre 
Vor dem Volk, das ihm folge. Da wurde fröhlich das Herz 
20 Den beiden Blinden, da sie Gottes Geborenen 
Unter der Leute Schaar wußten. Da schrieen sie laut 
Zu dem heiligen Christ, daß er ihnen Hülfe gewährte. 
„Herr, du Sohn Davids, sei uns mild mit der That, 
Entnimm uns dieser Noth, wie du so viele nimmst 
25 Des Menschengeschlechts. Du bist so manchem gut, 
Hilfst und heilest. Da wollten ihnen die Helden 
Mit Worten wehren, daß sie zu dem waltenden Christ 
So laut nicht riefen. Sie aber ließen nicht ab, 
Immer mehr und mehr über der Männer Volk 
Zu schreien ungestüm. Da stand der Heiland still, 
Der Gebornen bester, hieß sie zu ihm bringen, 
Durch die Leute leiten und legt ihnen die Frage vor, 
Milde vor der Menge: „Was möchtet ihr von mir denn 
Für Hülfe erbitten?“ Da baten sie den Heiligen, 
Daß er die Augen ihnen öffnen wollte, 
Dieses Licht verliehe, daß sie der Leute Lust, 
Den hellen Sonnenschein erschauen möchten, 
Die schöne Welt. Der Waltende willfahrte, 
Berührte sie mit den Händen und half dazu, 
Daß alsbald den Blinden beiden wurden 
Die Augen geöffnet, daß sie Erd' und Himmel 
Durch Gottes Kraft erkennen konnten, 
Licht und Leute. Da lobten sie Gott, 
Verherrlichten den Herrn, daß sie des hellen Tags 
— Sich erfreuen durften Sie fuhren nun mit ihm 
Und folgten seiner Fährte. Erfüllt war ihr Flehn 
Und des Waltenden Werk weithin verkündet, 
Der Menge gemel 
Cabes Charakter⸗Bilder)
	        
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