Da sie nun so Verschied'nes Die hier an meiner Seite ist,
meinten, Die Rettung habe. Nun, so wißt
Sprach Herr Heinrich zu seinen Auch sie ist frei, wie ich es bin;
Freunden: Und danach strebt mein ganzer Sinn
Es ist euch allen wohl bekannt, Daß ich sie als Gemahl empfange
Wie es mit mir vor Kurzem stand, Golt gebe, daß ich es erlange
Daß ich war jedem widerlich, Als meine Frau möcht' ich sie sehn
Und alle Leute scheuten mich. Fürwahr, soll mir das nicht geschehn
Nun scheut mich weder Mann noch So will ich sterben ohne Weib;
Weib; Daß ich die Ehre und den Leib
Mir ward verliehn gesunder Leib Noch habe, daran ist sie Schuld.
Durch unsres Herren Gnade. Darum bei unsres Herren Huld
Nun steht mir bei mit Rathe, Will ich euch bitten alle,
Durch den mir ist das Glück ger Daß es euch wohl gefalle.“
kommen, Sie sprachen alle da sogleich
Daß Gott sich meiner angenommen Einstimmig beide, Arm und Reich
Und wieder mich gesunden ließ, Das thue er mit Recht und Fug
Wie ich ihm wohl vergelte dies.“ Und Pfaffen waren da genug.
Sie sprachen: „Fasset den Ent? Da ward sie ihm zum Weib gegeben
schluß, VNach einem langen, schönen Leben
Daß euer Leib und Gut ihm muß Empfingen sie auch beide
Sein unterthänig immerdar.“ Des ew'gen Lebens Freude
Sein traut Gemahl da bei ihm war; So sei auch uns beschieden
Die schaute er sehr freundlich an, Zuletzt der ew'ge Frieden
Umfaßte sie und sprach sodaun: Der Lohn, den sie bekamen,
Es ist euch allen schon gesagt, Dazu helf' Gott uns. Amen.
Daß ich von dieser guten Magd, (Fr. Koch)
8. Reineke der Fuchs.
Ende des 15. Jahrbunderts.)
Uebersetzt von Goethe.
Wie Reineke verklagt wird.
Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höh'n, in Büschen und Hecken
Uebten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;
Jede Wiese sproßte von Blumen in duftenden Gründen,
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.
Nobel, der König, versammelt den Hof, und seine Vasallen
Eilen gerufen herbei mit großem Gepränge; da kommen
Viele slolze Gesellen von aällen Seiten und Enden,
Lütke der Kranich und Markart der Häher und alle die Besten.
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