Nun aber jagte der König des Landes schon etliche Tage in selbiger
Gegend und ging just aus dem Wald hervor mit seinen Leuten. „Ah
schaut! ah schaut!" rief er, „was für ein schönes Roß! Wie es die stolzen
Glieder übt in Sprüngen und lustigen Sätzen!" So sprechend, trat er
nahe herzu mit den Herren vom Hofe, die vernahmen sich alle über das
Pferd und klopften ihm liebkosend auf den Hals. Sagte der König:
„Reit', Jäger, in das Dorf hinein, ob dieses Tier nicht feil. Sag' ihnen,
es käm' an keinen schlechten Herrn!" Derselbe Jägersmann ritt eine
Schecke, welche dem Hansel wohl gefiel, derhalben er von selbst mit in
den Flecken trabte, wo die Bauern alsbald neugierig die Kopfe aus den
Fenstern streckten. „Hort, Leute! Wessen ist der seine Braune?" ruft der
Jäger durch die Gassen. „Mein ist er nicht! — Das ist kein hiesiger!"
hieß es von allen Seiten. „Sieh', Frieder, guck!" sagte der Peter, „das
ist ein ungrischer. Ich wollt', er wär' mein!" Zuletzt beteuerte der Huf¬
schmied, ein solches Tier sei auf sechs Meilen im Revier gar nicht zu
Hause. Da ritt der Jäger samt dem Hansel zum König zurück, ver¬
meldend: „Das Roß ist herrenlos." „Behalten wir's denn!" versetzte der
König, und der Zug ging also weiter.
Indessen meint der Peter, es wäre Zeit, sein Vieh zu füttern und
stoßt mit Gähnen die Stalltür auf. Hu! macht der Rüpel Augen, wie
er den leeren Stand der Mähre sieht! Lang waren ihm alle Gedanken
wie pelzen. „Zum Kuckuck!" fuhr er endlich auf, „wird nicht viel fehlen,
war da vorhin der fremde Gaul mein Hansel, und mit des Teufels
Blendwerk ist's geschehen, daß ihn kein Mensch dafür erkannte!" Der Peter
wollte sich die Haar' ausraufen; allein, was konnte er machen? Der
Gaul war fort. Es haben mich nur die zwei Öchslein gedauert. An
denen ließ der Unmensch seinen Grimm in diesen Tagen aus, und sie
mußten für ihrer drei arbeiten. Was ihnen aber nächst Püffen, Schlägen,
Hungerleiden das Leben vollends verleidete, das war das Heimweh
nach dem braven Hans. Sie trauerten und wurden wie verstockt und
taten alles hinterstfür; deshalb der Peter leis' zu seinem Weibe sprach:
„Es ist schon nicht anders, die Ochsen sind mir auch verhext." Bald
wurden die Eheleute eins, daß sie das Paar für ein Spottgeld dem
Metzger abließen; der schlachtete sie in der Stadt. Allein was geschieht?
In einer Nacht, da alles schlief, klopft es dem Peter am Laden; schreit
er: „Wer ist da drauß?" Antworten ihm zwo tiefe Baßstimmen:
„Der Walse und der Bleß
müssen wandeln deinetwegen,
wollen zu fressen, fressen in ihre kalten Mägen!"
Dem Peter schauerte die Haut, er zupfte sein Weib: „Steh du auf,
Ev'!" „Ich nicht!" antwortete die Frau, „sie wollen halt ihr Sach' von
dir." So stund der Großmaul auf mit Zittern, warf ihnen Futter
hinaus, und wie sie damit fertig waren, gingen sie wieder.