Full text: [Tertia, [Schülerband]] (Tertia, [Schülerband])

A. Rein epische Poesie. J. Heroisches Epos. 
Und ließ um Frieden bitten; der ward ihm nicht versagt; 
Das Geld und auch der Geisel hatten Etzeln wohl behagt. 
Den Franken gab er Frieden und ließ sie ohne Harm. 
Da zog alsbald vorüber der wilden Völker Schwarm, 
Den Rhein bei Breisach kreuzend, ins nächste Reich, Burgund. 
Ihrer Waffen Klirren schlug an des bangen Himmels Rund. 
Die Erde dröhnte seufzend unter der Hufe Schlag; 
Der Staub, emporgewirbelt, verdunkelte den Tag. 
Das Feld mit roten Bannern durchzog der Eschenwald 
Der Speere; endlich macht' er am Saon- und Rhodanufer halt. 
Plündernd und sengend zerstreute sich das Heer. 
Zu Chalons saß Herr Herrig, ein König siolz und hehr; 
Dem blüht' in Hudegunden ein einzig Töchterlein; 
Das edle Mädchen sollte seines Reiches Erbin sein. 
10. Wie er nun ruhig thronte und dacht' an keinen Sturm, 
Da scholl die Warnungsstimme des Wächters ihm vom Turm: 
Staubwolken seh' ich steigen, fern blitzen Waffenpracht; 
Uns nahen starke Feinde, geschwind die Thore zugemacht!“ 
11. Auch kamen schnelle Boten aus der Franken Land, 
Die machlen ihm, was dorten geschehen war, bekannt. 
Da berief er seiie Mannen und frug, ob er dem Heer 
Der widerstände. „Doch fällt zu siegen uns schwer. 
12. Die Rheinfranken beugten sich vor der Heunen Macht; 
Wie sollt' es uns gelingen, die wir in mancher Schlacht 
Den Franken weichen mußten? Wir können unser Reich 
Und Land nicht mehr behüten; drum besser Frieden bitten gleich. 
13. Wir müssen Zins erlegen, auch muß der Völker Bund 
Mein einzig Kind verbürgen, die süße Hildegund. 
Von solcher Pflicht, ich seh' es, spricht niemand hier mich los.“ 
Da gingen die Gefandten, aller Waffen bar und bloß. 
14. Sie iraten demütig in Etzels Königszelt; 
Er saß auf hohem Throne, um ihn manch edler Held. 
Was ihnen aufgetragen, das richteten sie aus 
Und baten abzulassen von des Krieges Brand und Graus. 
15. Etzel empfing sie gütig, wie seine Sitte war; 
Gern verstark ich, sprach er, „der Bundesfreunde Schar, 
Mag nicht den Sieg verdanken verderbenschwangrer Schlacht; 
Die Heunen mehren lieber im Frieden drnwas und Macht. 
16. Doch der muß unterliegen, der sie zum Kampfe zwingt. 
Mag euer König kommen; wenn er mir Frieden bringt, 
Ich weigr' ihm nicht den Frieden.“ Er ließ die Boten ziehn; 
Mit großen Schätzen mußte der König Herrich dahin, 
17. Mit goldroten Spangen und manchein teuern Stein; 
Auch leß er da zu Pfande sein einzig Töchterlein. 
Ob er sie wiederschaue, das war ihm unbewußt, 
Sein allerliebstes Kleinod, seiner Augen Licht und Lust. 
18. Der Friede war bedungen, erzielt zu teurem Kauf. 
Da brach mit seinen Scharen der König Etzel auf, 
Gen AWend weiter dringend in der Goten Reich; 
Da gebot im Waskenlande ein König edel und reich.
	        
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