fullscreen: Deutscher Dichterhain

— 272 — 
8. Du hast, o Herr und König, gesprochen ein schweres Wort, 
Drum hemmt der Himmel selber dein Roß an diesem Ort. 
9. Brich dein Gelübd' und wolle der edlen Stadt verzeihn, 
So wird dein Roß sich heben und Gott dir Heil verleihn. 
10. Da schüttelt Alboinus die Locken sich zurück 
Und schaut empor zum Himmel mit einem Adlerblick: 
11. „So mag der Wind verwehen, was ich zuerst beschloß: 
Ich will verzeihn, erhebe dich hoch, mein edles Roß!“ 
12. Aufstand das Roß, und milder ritt er zum Thor hinein: 
Statt Weheklag' empfing ihn Gejauchz' und Jubelschrein. 
Frankfurt am Main. 
1. Die besten seiner Helden, sie lagen in Sachsen tot; 
Da flohe Carolus Magnus, der Kaiser, in großer Not. 
2. „Laßt eine Furt uns suchen längshin am schönen Main! 
O weh, da liegt ein Nebel, der Feind ist hinterdrein!“ — 
3. Nun betete Kaiser Carol auf Knien an seinem Speer, 
Da teilte sich der Nebel, eine Hirschin ging daher: 
4. Die führte ihre Jungen hinüber zum andern Strand, 
So machte Gott den Franken die rechte Furt bekannt. 
5. Hinüber zogen alle, wie Israel durchs Meer, 
Die Sachsen aber fanden im Nebel die Furt nicht mehr. 
6. Da schlug der Kaiser Carol mit seinem Speer den Sand: 
„Die Stätte sei hinfüro der Franken Furt genannt.“ 
7. Er kam da bald zurücke mit neuer Heeresmacht, 
Damit er der Sachsen Lande zu seinem Reich gebracht. 
8. Doch dort am Main erpranget nun eine werte Stadt, 
Die reich ist aller Güter und edle Bürger hat. 
9. Es ward da mancher Kaiser gekrönt mit Carols Kron' 
Und feierlich gesetzet auf goldgestickten Thron. 
10. Da briet man ganze Rinder, es strömte der Fülle Horn, 
Es schöpfte jeder Arme Wein sich aus reichem Born. 
11. Im Römer füllte dem Kaiser der Erzschenk den Pokal, 
Mit Kaiserbildern wurden bedeckt alle Wände im Saal. 
12. Bedeckt sind alle Wände bis an den letzten Saum: 
Kein neuer Herrscher fände zu seinem Bildnis Raum. 
13. Der erste deutsche Kaiser gab Namen dieser Stadt, 
Die auch den letzten Kaiser in ihr gekrönet hat.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.